[61] Sie spürte es schon lange, daß etwas »nicht ganz in Ordnung« sei.
Sie wußte nicht, was?! Ja, sie wünschte es eigentlich nicht, es je zu wissen. Wozu?! Kann man es denn ändern?!
Oder soll man, darf man?!
Da fand sie in seinem geheimen Notizbuch einen Namen, eine Telephonnummer, eine Adresse, eine Chiffre.
Da schrieb sie unter dieser Chiffre einen Brief, und zerriß ihn sogleich wieder: »pfui, Seele, so etwas tut man doch nicht, Seele!«
Es blieb also ihr süßes schreckliches Geheimnis, daß sie es wußte, spürte, Tag und Nacht, und immer!
Nur, wenn er auf Landpartien vor einem Wiesenstrauche, vor einem schönen Blütenbaume stillstand, für Minuten, so ganz versunken,
da fühlte sie: »Er denkt an sie! Schrecklich!«
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Mein Lebensabend
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