Kabarettlied

[119] Ich fange mir mit meinen Blicken die Männer ein – – –!

Was kümmert's mich, ob sich's mag schicken – mein Mann schaut zu in Seelenpein.

Ich seh' ihn blaß und blässer werden – ich bin sein höchstes Gut auf Erden!

Er würde sich zu Tode kränken, tät ich mich Einem ganz verschenken.

Doch meine jungen Nerven müssen die Sehnsuchtsqual von Männerherzen spüren.

Ich lasse mich nicht einmal küssen – sie aber träumen bereits alle vom Verführen!

Ich muß mir selber meine Macht beweisen, dadurch, daß ich unselig machen kann;

Denn in allzu geordneten Geleisen gibt sich der Pflicht des »Lebens« hin der dumme Mann!

So aber seh' ich alle blaß und blässer werden – ICH bin ihr höchstes Gut auf Erden!

Mein Mann tut mir aufrichtig leid bei allem diesen bösen Spiele;

Doch ließ' ich ihn in völliger Sicherheit, wer weiß, ob ich ihm dann noch so gefiele?

Am besten ist's, ich bleib' so wie ich bin – – – wie lange dauert's, ist man alt und hin!?[119]

Quelle:
Peter Altenberg: Märchen des Lebens. Berlin 7–81924, S. 119-120.
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