XLVI.


Auf die Liebe.

Nicht zu lieben, und zu lieben,

Alles beydes ist was hartes;

Aber dieß das allerhärtste:

Ohne Gegengunst zu lieben.

Kein Geschlecht gilt in der Liebe;

Witz und Sitten sind verachtet,

Und man sieht allein auf Reichthum.

O daß der doch sterben müßte,

Der das Geld zuerst geliebet!

Denn darum verläßt man Eltern;

Darum trennt man sich von Brüdern;

Drum entstehen Krieg und Morden;

Und wir Liebende, wir müssen

Seinetwegen gar verderben.

Quelle:
Die Gedichte Anakreons und der Sappho Oden. Carlsruhe 1760, S. 124-126.
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