Kaare's Abreise.

[218] Nun bleibt noch von Kaare und Björn Hvide zu erzählen übrig, daß sie sich versteckt hielten, bis man aufhörte, nach ihnen zu suchen. Dann ritten sie heimwärts nach Thorsmark. »Lohne mir nun meine Begleitung wohl,« sagte Björn zu Kaare, »und lobe mich sehr vor meiner Frau, denn mir glaubt sie nicht.« »Ich werde Dich schon loben vor ihr,« antwortete Kaare, und darauf ritten sie in den Hof ein. Die Hausfrau empfing sie freundlich und fragte, wie es abgelaufen sei. »Es sieht noch schlimmer aus, als zuvor,« lautete Björns Entgegnung. Sie lächelte, wandte sich an Kaare und fragte, wie Björn ihm geholfen habe. »Ungedeckt ist man im Rücken, hat man nicht einen guten Freund da,« versetzte Kaare. »Björn hat mir guten Beistand geleistet, er hat drei Männer verwundet und ist selbst verwundet worden; er hat mir genützt nach bestem Vermögen.« Nach Verlauf von drei Nächten ritten sie zu Thorgejr und erzählten ihm, was geschehen sei. Es war leicht ersichtlich, wie sehr diese Nachrichten ihn erfreuten; er dankte Kaare und fragte, ob er noch mehr Thaten zu thun gedenke. Kaare erwiderte, er werde noch Gunnar Lambesohn und Kol Thorstensohn erschlagen, falls er sie treffen könne. »Uebrigens möchte ich Dich um eins bitten,« setzte er hinzu. »Deinem Wunsche will ich Folge leisten,« entgegnete Thorgejr. Kaare bat ihn nun, für Björn Sorge zu tragen, ihm einen anderen Hof zu verschaffen und ihn gegen Rache zu schützen. Thorgejr sagte zu und hielt sein Versprechen; er übernahm selbst Björn's Hof und verschaffte ihm einen anderen und brachte einen Vergleich[218] zu Stande zwischen ihm und allen denjenigen, welche gegen ihn Klage erheben konnten. Kaare jedoch ritt zu Asgrim Ellidagrimsohn, verkündete ihm seine letzten Thaten, und Asgrim wurde hoch erfreut darüber. »Was für Absichten hegst Du jetzt?« fragte er Kaare. »Ich will außer Landes ziehen ihnen nach,« war Kaare's Antwort, »ich will ihnen auflauern und sie tödten, wo ich sie finde.« »Wahrlich, Dir kommt niemand an Tapferkeit gleich,« rief Asgrim aus. Nachdem Kaare noch einige Nächte bei ihm verweilt hatte, ritt er zu Gissur Hvide. Dieser nahm ihn mit offnen Armen auf, und Kaare blieb eine Zeit lang bei ihm und erhielt beim Abschied ein treffliches Schwert von ihm. Endlich ritt er nach Eyre und suchte Schiffsgelegenheit bei Kolben dem Starken von den Orkneyinseln, mit welchem er schon lange befreundet war. Kolben war ein muthiger und kühner Mann; er empfing Kaare voll Freuden und gelobte ihm, er wolle in allen Stücken sein Loos mit ihm theilen. Mit ihm stach also Kaare einen halben Monat nach Flose's Abfahrt in See. Er hatte eine schnelle Ueberfahrt und kam an Land auf Fridarö zwischen Hjaltland und den Orkneyinseln. Dort hatte er einen guten Freund, namens David der Weiße. Bei diesem kehrte er ein und blieb bei ihm den Winter über, und erfuhr alles, was sich auf Rosö zugetragen hatte.

Quelle:
Die Njalssaga. Leipzig 1878, S. 218-219.
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