Liebes-Gespräch.

Scelaten.


KOmm Chloris! komm! wie bleibst du bey den flüssen?

Wie hast du dir den schlechten ort erkiest?

Ich schaue zwar / daß ströme sich ergiessen /[110]

Doch schau ich nicht / was für die Chloris ist.

Komm! suche auch / komm! suche glut und flammen /

Hier findest du was für die Chloris brennt.

Ich schwere dir / daß alles hier zusammen

Für einen gott den schönen leib erkennt.


Chloris.


Weg Scelaten! ich liebe dieses rauschen /

So dieser fluß mit seinen fluten macht.

Ich mag ihn nicht vor einen sinn vertauschen /

Der sonsten nichts / als mund und augen / acht.

Ich bleibe hier befreyt von einem feuer /

So uns verzehrt und unsre sinnen kränckt;

Dein lieben ist mir warlich allzutheuer /

Die freyheit wird so leichtlich nicht verschenckt.


Scelaten.


Bleib schöner leib / laß die gewölbten brüste

Und deinen mund bestreichen lufft und wind.

Ach! bleibe nur in dieser öden wüste /

Wo laub und graß dir zu gespielen sind.

Laß beine brust bey stock und stein veralten /

Und drücke hier die klaren augen zu.

Laß deine brust wie eiß und schnee erkalten /

Wenn eiß und schnee nicht wärmer sind als du.


Chloris.


Laß meinen mund und meine brüste fahren /

Ich weiß es wohl / daß beydes mit der zeit /

Und wohl vielleicht nach etlich wenig jahren

Wie laub und graß wird werden abgemeyt;

Diß alles soll die Chloris nicht bewegen

Zu folgen dem / was der und jener will:

Du bringst mich nicht von diesen keuschen stegen /

Ich habe mir gesetzt ein ander Ziel.


Scelaten.


Du solt mein Ziel noch diese stunde wissen /

Und was mein Sinn vor einen zweck erkennt:[111]

Ein küßgen muß ich diesen tag geniessen /

Zum zeichen / daß mein treues hertze brennt.

Bleib hier / bleib hier! itzt hab ich dich gefangen /

Reiß wie du wilst / du trennst das hertze nicht.

Mein arm umzirckt der lenden schönstes prangen /

Und dieser mund deckt deiner augen licht.


Chloris.


Du hast den leib / doch warlich nicht die sinnen /

Die bleiben stets auff ihrer alten bahn:

Drum ändre dich / und ändre dein beginnen /

Dis / was du denckst / ist mir ein falscher wahn.

Mein mund ist weich / mein hertz ist stahl und eisen;

Die stirne brennt / die Sinnen nimmermehr.

Ich kan dir nicht so hohe gunst beweisen /

Du fängst mich nicht / und jagstu noch so sehr.


Scelaten.


Es muß mein mund der Chloris lippen küssen /

Die / wie mich deucht / von rosen trächtig sind.

Laß deine brunst auff meine zunge fliessen /

Und liebe mich / die keuschheit ist ein wind;

Ein gauckel-werck / so alle Lust verrücket /

Ein falsche dunst / die alles trübe macht.

Der liebet recht / der fleischlich sich erquicket /

Und in dem schooß des geilen bulen lacht.


Chloris.


Ich lache zwar / doch nur mit falschem munde:

Der himmel wird der seelen zeuge seyn.

Was soll was thun? indem die böse stunde

Uns endlich reist den edlen vorsatz ein.

Komm küsse mich / so küß ich denn dich wieder /

Was hilfft uns denn zu bleiben stock und stein?

Auff Scelaten / der purpur meiner glieder

Soll diesen tag zu deinen diensten seyn.[112]


Scelaten.


Du redest recht / die brunst erfüllt die hertzen /

Und zündet uns die geilen glieder an;

Itzt endet sich die hoffnung mit den schmertzen /

Der bleibe keusch / der nicht mehr lieben kan.

Ihr edles paar / ihr alabaster hügel /

Kommt / füllet mir die euch geweyhte hand!

Genung / genung / itzt fallen zaum und zügel /

Die liebe sucht ein edler unterpfand.


Chloris.


Was schertzestu? hier schauest du die brüste /

Die Venus ihr zum zunder hat gemacht.

Hier findest du das paradieß der lüste /

Und was die brunst zu ihrer wohnung macht.

Verübe diß an mir / was dir die zeit befiehlet!

Cupido fragt: ist denn noch nichts gethan?

Der wind der itzt mit meinen haaren spielet /

Lockt mich und dich zu dieser kurtzweil an.


Scelaten.


Komm! schöner leib / vergönne meinen armen

Die stellung dir zu weisen / wie man muß

In geiler lust erliegen und erwarmen;

Denn dieses ist gewiß dein erster kuß.

Gedult! gedult! laß durch ein süsses küssen

Den honigseim / den Venus selbst gemacht /

Doch unbeschwert umb deine lippen fliessen /

Da wo die lust mit hellen augen wacht.


Chloris.


Itzt liegen wir / und seuffzen bey dem lachen /

Und sehnen uns nach einer sanfften flut /

Das ende wird des leibes ohnmacht machen /

ltzt währet noch die angelegte glut.

Halt an! halt an! wir müssen nicht erliegen /

Es zieht die lust noch bey uns aus und ein.

Doch trachten wir / daß keiner in der wiegen

Der edlen that verräther möge seyn.

Quelle:
Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte erster Teil, Tübingen 1961, S. 110-113.
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