Der Irrthum.

[179] Drei Herren aus verschied'nen Ländern,

aus Frankreich, aus Florenz und aus der Schweiz,

befanden sich im Wirthshaus, allerseits

etwas berauscht. – Nun war es nicht zu ändern,

sie mußten alle drei mit einem Bett sich gnügen,

denn eins war nur noch leer – man theilte sich darein –

das Mittel nahm der Schweizer ein,

und an den beiden Seiten liegen

die andern. In der Nacht stößt den Franzosen

der Schweizer fast zum Bett heraus. –

Nicht seine Schuld, denn er ward selbst gestoßen. –

So lieg' doch still, rief jener aus,

ich kann mich länger kaum erhalten. –[179]

Sprecht nicht so laut, der Narr, mein Nachbar, hier,

mag wohl für seine Frau mich halten;

er hat im Traum jetzt seine Lust mit mir,

ich lass' ihn seine Possen machen,

er wird dadurch in seinem Wahn bestärkt; –

wie wollen wir am Morgen beide lachen,

wenn er dann seinen Irrthum merkt.


***.[180]

Quelle:
Nuditäten oder Fantasien auf der Venus-Geige. Padua [o. J.], S. 179-181.
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