CXXIII.

[139] 1. Es reut ein reuter jagen,

des morgens in dem taw,[139]

Schön reuter ich mus euch fragen,

sprach da ein edle fraw,

Mein man der ist geblieben,

erschlagen in dem krieg,

mein trew wil ich euch geben,

und auch mein jungen leib.


2. Ach edle jungfraw schöne,

sprach der reuter wolgethan,

Ewer braun augen klarer anschein,

hat mir mein hertz umbfangen,

Möcht ich nach meinem behagen,

schönes lieb ich euch vertraw,

eins fliegen und jagen,

das wer meins hertzen lust.


3. Stolzer reuter außerkorn,

sprach die edle jungfraw gut,

Nun blas dein jägers hornlein

und jagt mit freyem mut,

Mit ewern hunden ins wilde,

jag mit Venus spiel,

so lustig als ein helde,

das wildt laufft also sehr.


4. Er blies sein jägers hörnlein,

der reuter wolgemut,

Sein hunde außerkorn,

band er an einen baum,

Die jungfraw gut von sprechen,

bot dem reuter jren schild,

er gieng jagen und stechen,

so lustig nach den wild.


5. Eine edle jungfraw schöne,

bot dem reuter jhren mund,

Was gab sie jm zu lohne,

in also kurtzer stund,

Sie hat nach jrem behagen,

viertzig kronen jm gabe,[140]

schön reuter als jr reit jagen,

so sprechet mich allzeit an.


6. Danck habt zarte schöne frawe,

und edle schöne magd,

Kein schöner weis ich auff erden,

denn ich euch hab gejagt,

Man sach den reuter traben,

mit den hunden an dem band,

ach wie lustig ist es jagen,

all in meines liebges armen.


7. Wiltu nun fliegen und jagen,

jhr jungen gesellen schon,

Da sein viel man erschlagen,

des habt jhr nun die kron,

Ir solt die zeit anschawen,

das hört jr frey und klug,

das da sollen sieben frawen,

fechten umb eine bruch.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 139-141.
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