CXXIX.

Ein Lied von den uppigen Bawren.

[149] 1. Von üppiglichen dingen,

so wil ich heben an,

ein ebentewer zu singen,

die ich gesehen han,

an einem bawren tantze,

bey eines dorffes pfad,

da sach ich umbher schwantze,

ein dorffmagd in eim krantze,

her trat fein glat,

ein bawr war frat,

trib sein parat,

in einem pantzer der frantze,

mit jr frey umbher knat.


2. Zu tantzen hat er willen,

und dz nit gar umb sunst,

zu lassen aus sein grillen,

stieß manchen in sein brust,

wo er einen möcht bekommen,

den nechsten den er sach,

er macht gar viel des krummen,

nach art und weis der thummen,

jm geschach sehr jach,

nach ungemach,

schleg, stich und rach

het er jm fürgenommen,

zu uben manchfach.


3. Er zog selbs auff ein reyen,

wol zu derselben fart,[149]

auff das er sich möcht zweyen,

mit seiner widerpart,

zu dem er trug ein grollen,

ein sties er mit gefer,

hies jn damit ein knollen,

ein truncken und ein vollen,

er wer nicht leer,

ein doderer,

und flucht jm sehr,

darzu schlug er den trollen,

wol nider nach der schwer.


4. Das sach sein bruder Steffel,

der lieff jhm untern spies,

und sprach du tregst ein scheffel,

des hab ich ein verdries,

thut dich der buckel jucken,

so reib dich her an mich,

du meinst uns all zu trucken,

sein sebel thet er zucken,

hüt dich, sag ich,

trit hinder sich,

kein wort nit sprich,

ich schlag dir tieffe lucken,

und gib dir viel d' stich.


5. Von ferren rüfft sein vetter,

der höret diesen straus,

fürwar sein da nit retter,

so wird d' hader draus,

als köppisch thun ich schertzen,

mein öhem Hameran,

er lest sich niemand tretzen,

wenn er ist bey der metzen,

kompt denn alsammt

wer fechten kan,

lads redlein gan,

eh er sich lang lest zetzen,

facht er ein jammer an.[150]


6. In dem so regt sich wider,

der erst der vor jm lag,

er sprach ich sey nit bider,

wenn ich dirs halt vertrag,

es bleibt nit ungerochen,

wol von den freu[n]den mein,

darumb so las dein pochen,

du wirst von uns erstochen,

steck ein, laß sein,

behalt das dein,

in deinem schrein

geh heim und las dir kochen,

dafür ein dicken brein.


7. Das thet dem uppigen zoren,

er dobt als fast als eh,

und sprach ich wil rumoren,

ich acht nicht was es gesteh,

ich hab in meinem stalle,

zwei roß und zehen rind,

die wil ich wagen alle,

ich gib dir eins auff die schnalle,

geschwind nicht lind,

das du wirst blind,

du hurenkind,

hör auff und nimmermehr kalle,

eh ich dirs maul verbind.


8. Erst hub sich ein scharmützeln,

wie in eim wilden heer,

ein rauschen und ein glitzen,

im harnisch und mit wehr,

kurtzweil thet jn erleschen,

von solcher haderey,

da zuckten viel der reschen,

schlugen sam woltens dröschen,

einer schrey herbey,

was frutig sey,

da zween da drey,[151]

geben einander bleschen,

das plotzet als das bley.


9. Ein weib fieng an gar sehre,

waffen zu schreyen an,

weh heute und immermehre,

wo ist doch unser man,

da sprach das kleine Gredel,

dort ligt er in der not,

und hat ein loch im schedel,

gehackt im bösen wedel,

ach Gott nit lat,

bringt vor seim todt,

vom becken drat,

ein new gebacken fiedel,

sein krafft er wider hat.


10. Der amptmann was unfrutig,

er wolt nicht bieten fried,

bis sie all waren blutig,

zu letzt da halff es nit,

mit drischeln, messern, stangen,

spies, schwertern schlugens dar,

durch köpff, maul, naß und wangen,

und was einer mocht erlangen,

sie zwar als bar,

bezahlen gar,

jr keiner nam war,

wo jeder lag am rangen,

glück hat an jm sein spar.


11. Ir wurden viel versehret,

verwund bis in den tod,

jr freud sich do verkehret,

in jammer und in not,

je einen must man laben,

die sach was gar verbeit,

den andern gar begraben,

der dritt trug viel der blaben,

das geit der neid,[152]

zu solcher zeit,

im widerstreit,

von solchen öden knaben,

das mancher niderleit.


12. Zwar solcher zanck und hadder,

verderbt die herrschafft nit,

den richter noch den bader,

und auch den pfarherr mit,

die vier sein geniessen,

vil bas denn der ist wund,

es thut jn wol entsprissen,

den freudigen zu verdriessen,

bei bund zu stund,

thut man jn kund,

den rechten grund,

zu theidigen und zu büssen,

geben sie manch pfund.


13. Der uns den straus erdichtet,

und zu eim lied gemacht,

der hat es selb besichtet,

und eigentlich betracht,

das er sich meint zu hüten,

wol an der bawren schar,

und wenn sie werden wüten,

so hülfft an jhm kein güten,

gantz gar fürwar,

kem einer dar,

er würd sein gewar,

macht er jr einen bluten,

er müst jhn lassen haar.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 149-153.
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