CCXL.

Vom Körblinmacher.

[347] 1. Ein körblinmacher in einem dorff im Schwabenland,

macht ein sontag vor tag ein korb mit seiner hand,

sprach zu seinem weib, lob Gott in seinem reiche : | :

Sprich Gott sey lob, das dieser korb ist gemacht,

sie wollts nicht thun, war eigensinnig, sprach ungeschlacht,

ist er gemacht, so sey er gemacht, gilt mir gleiche.

Er sprach mein liebes weib mich gewer,

sprich Gott sey lob, das der korb ist gemacht worden,

sie sprach ich thu es warlich nicht, ich sprech es nicht,

Da ergrimmet der man im zorn,

und gab jhr auff den kopff ein guts,

und sie ein gute weil rauffet und schluge,

die fraw die schrey zeter und mord,

in dem sich ohn alles gefehr zutruge,[347]

das der pfleger von kirchen gieng,

und kam zu diesem strausse,

fragt er ursach, zu hand anfieng,

erzelt die ding, der körblinmacher gar gering,

von anfang gar durchausse.


2. Der pfleger lachet des, und gieng hin heim sein straß,

und als er mit der pflegerin zu tische saß,

fieng er von körblinmacher an zu sagen : | :

Wie er sein fraw mit bitt nicht darzu hett bracht,

zu sprechen Gott sey lob der korb ist gemacht,

und wie er sie darnach drumb hett geschlagen.

Die pflegerin sprach mein lieber man,

wer ich gewest die körblinmacherinne,

ich hett es warlich auch nit gethan,

er sprach: woltestu denn auch haben dein sinne,

nicht sprechen durch drew oder bitt,

Gott sey lob der korb ist gemacht eben,

sie sprach ich thu es warlich nicht, ich sprech es nicht,

und kost es mir das leben.

Da schlug er sie in das angesicht,

sprach wolstu das nicht sprechen,

die fraw war von dem streich entricht,

sprach du bößwicht, es müssen diese schmachgeschicht

meine brüder an dir rechen.


3. Die köchin in der küchen fragt den reitknecht,

wie das die fraw den junckern also schmecht,

da thet er jr vom körblinmacher sagen : | :

Wie das die fraw den junckern hett veracht,

nit wöllen sprechen, Gott sey lob der korb ist gemacht,

darumb hett ers ins angesicht geschlagen.

Wer ich gewest an jrer statt,

sprach die köchin, ich hetts auch nicht gesprochen,

der reuter sprach, o du unflat,

ich hett dich auch mit feusten zum kopff gestochen.

Sie sprach, seh pfaff nu sey dir trutz,

das du mich anrürest, der knecht auff sie schluge,

und gab jr auff den kopffs ein guts,[348]

und mit den haaren in der küchen umbzoge,

Also die eigensinnig art

an den trotzigen weiben,

die allzeit halten widerpart,

zu aller fart, jren mannen maulpendig hart,

mit streichen mus vertreiben.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 347-349.
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