LIII.

[46] 1. Es giengen sich aus zwo gespiele,

wol über ein wiese war grüne,

Die eine furt ein frischen mut,

die ander trawret sehre.


2. Gespiele liebste gespiele mein,

warumb trawrestu so sehre,[46]

Ey trawrestu umb deines vaters gut,

oder trawrestu umb dein ehre.


3. Ich trawr nit umb meines vaters gutt

ich trawr nicht umb mein ehre,

Wir zwei haben einen knaben lieb,

daraus können wir uns nicht theilen.


4. Und haben wir zwey einen knaben lieb,

können wir uns daraus nicht theilen,

Ich wil dir geben meins vaters gut,

darzu meinen bruder zu eigen.


5. Der knab stund unter einer linden,

er hört der red ein ende,

Hilff reicher christ vom himmel hoch,

zu welcher sol ich mich wenden.


6. Wend ich mich zu der reichen,

so trawrt die seuberliche,

Ich wil die reiche fahren lan,

wil behalten die seuberliche.


7. Und wenn die reiche das gut verzehrt,

so hat die lieb ein ende,

Wir zwey sind noch jung und starck,

gros gut wöllen wir erwerben.


8. Er nam sie bei jren schneeweissen henden,

er fuhrt sie durch den grünen wald,

des grünen waldes ein ende.


9. Er führt sie an das ende,

da er seine mutter fand,

Ach mutter liebste mutter,

das megdlein ist mein allein.


10. Er gab jhr von gold ein ringelein,

an jhr schneeweisse handt,

Sihe da du feins brauns megdelein,

von dir wil ich nicht wenden.


11. Sie gab jm wieder ein krentzelein,

von gold, dabey er jr gedencken solt,[47]

Ich hab euch lieb im hertzen mein,

von euch wil ich nicht scheiden.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 46-48.
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