LV.

[48] 1. Wach auff mein lieb und hör mein stimm erklingen,

mir geliebt vor allen dingen,[48]

der war allmechtig Gott,

Darnach dein werder leibe,

o adeliges weibe,

dein innigkeit, dein liebe mich tödten.


2. O hertzes lieb wiltu es nicht erkennen,

so offt ich dich hör nennen,

so frewt sich mein gemüt.

Darzu sich ein figure,

als in derselbigen nature,

als jhr gemüt ist geboren in meinem planeten.


3. O hertzigs lieb, las dir das gehn zu hertzen,

den jemmerlichen schmertzen,

den ich im hertzen trag.

Allein von deinet wegen,

wie offt bin ich gelegen,

in einem traum,

als het ich dich schöns lieb umbfangen.


4. Da ich erwacht, was mir mein freud verschwunden,

ach Gott der jemmerlichen stunden,

sind das mich Gott beschuff.

Ich weis nit umb den handel,

mir liebt jhr zucht und wandel,

jhr weis und geberd,

nach jr steht mein verlangen.


5. Ach hertzigs lieb, dies lied sey dir gesungen.

ich weis in allen zungen,

kein lieber mensch auff erd.

Dis lied wil ich dir schencken,

guts wil ich dir gedencken,

zu guter nacht, nun spar dich Gott gesund.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 48-49.
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