VII.

[6] 1. Ich armes megdlein klag mich sehr,

wie wil mir nu geschehen,

das ich den hertz allerliebsten mein,

so lang nit hab gesehen,

der mir viel weil ond zeit vertreibt,

sonst keiner auff dieser erden,

Wenn ich gedenck, wie es jm geht,

mein hertz in grossen trawren steht,

ich kan nicht frölich werden.


2. Ach reicher Gott gib jhm das glück,

wo er ist weit im lande,

bewar jm seinen geraden leib,

vor leid und auch vor schande,

das wil ich immer dancken Gott,

allzeit und alle stunden,

Wenn ich gedenck, wie es jm geht,[6]

mein hertz in grossen trawren steht,

kein lieber sol mir werden.


3. Er zog mit meinem willen dahin,

er het mein hertz für eigen,

viel guts ich mich zu jm versich,

trew dienst jm zu erzeigen,

kein falschheit er an mir erkandt,

an meinem gantzen leibe,

Noch ist der knab so wol gemut,

nem nicht für jn des keysers gut,

vergis mein nicht im hertzen.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 6-7.
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