LXXIII.

[71] 1. Ein A freundlich, schön und lieblich,

habe ich erwelt, mir zugestellt,

mit jhr mein leben zu enden,

Das hat gehört an einem ort,[71]

der kläffer los, an ehren blos,

der wils uns beiden wenden.

Sein klaff hat gemacht, zu wege bracht,

das ich mein A mus meiden,

das bringt mir hertzliches leiden.


2. Klaff wie du wilt, gegen mir nichts gilt,

die tugentsam, von edlem stam,

hat mir mein hertz besessen,

Sey wo ich sey, wohn ich jr bey,

mein mut und sinn steht gen jr hin

ich kan jr nicht vergessen.

Mein freundlich grus, mit worten süs,

thu ich jhr allzeit schicken,

mein hertz thut sie erquicken.


3. Ich hoff und wart, der widerfart,

zum anblick fein, bey ihr zu sein,

mich an jr seiten zu setzen,

Ihr roter mund, macht mich gesundt,

meines hertzen lust, jhr weisse brust,

wird mich alles leids ergetzen.

Denn werden wir, nach beider gier,

in freud und wonne schweben,

dieweil wir haben das leben.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 71-72.
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