LXXXI.

[80] 1. Frölich bin ich aus hertzen grund,

so du schöns lieb bist frisch und gesund,

frewt sich mein junges hertz.

Wenn dirs wol ging zu aller zeit,

wer mir hertz lieb ein grosse freud.


2. So dirs aber nicht gehet wol,

machstu mir mein hertz trawrens vol,

und krenckst mir mein gemüt.

Und wo dir mein trost behülfflich wer,

glaub mir kein weg wer mir zu schwer!


3. In trewen ich dich hertzlieb mein,

auff erden mus mir kein liebere sein,

neig dich freundlich zu mir.

Sprich mir von hertzen freundlich zu,

so wird mein hertz gestelt zu ruh.


4. Geschicht es nicht, so gerewts mich,

das ichs gemeint hab so hertzlich,

gegen dir schöns lieb allzeit.

Mein hoffnung sey dir heimgestelt,

eins bit ich dich so dirs gefelt.


5. Beut mir deine schneeweisse hand,

mein hertz geb ich dir zu pfand,

das ich dich hertzlich lieb.

So du feins lieb mir bist beschert,

wil ich dich halten lieb und wert.


6. Schöns lieb die hoffnung zu mir hab,

las mich von dir nicht scheiden ab,

glaub du den kleffern nit.

Sie reden viel aus has und neid,

ich bit dich solche gesellen meid.


7. Wirstu falsche zungen meiden,

sol uns schöns lieb niemands scheiden,

sie reden was sie wöllen.[81]

Und wenn mirs gleich mein freundschafft wolt wehren,

würde ich mich wenig daran kehren.


8. Mein hertz dir ist gantz offenbar,

glaub mir schöns lieb, denn es ist war,

was ich jetzt singen thu.

Ist dein gemüt wie ich gern wolt,

so bist du mir von hertzen hold.


9. Kein auff erden mir bas gefallen thut,

du bist mein hertz und einiges blut,

dein eigen ich wil sein,

Und dir beistehen in angst und not,

bis mich von dir scheidet der todt.


10. Glaub mir schöns lieb bis unverzagt,

die warheit hab ich dir gesagt,

und dir mein hertz bekandt.

Ich kann dir geben keine schuldt,

wen ich gleich jetzundt sterben solt.


11. Hertzlieb ich bit dich freundlich,

erzeig dich gegen mir hertzlich,

thu mir auch offenbaren.

Dein hertz und gemüt mir nit verhalt,

so du wilt erfrewestu mich halt.


12. Also beschleust mein junges hertz,

halt es schönes lieb für keinen schertz,

ich habs gedicht mit fleis.

Ohn aller menschen hülff und rath,

bewar dich Gott.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 80-82.
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