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[60] Ein kauffmann begehrte von einem mahler / ihm ein pferd auf einen kleinen platz zu mahlen / und zwar ein so unbändiges und wildes / als man es nur immer vorstellen könte / auch solte es weder sattel / gebiß noch zaum haben. Dieses verrichtete der mahler mit solcher kunst / daß die lebendigen pferde sich davor scheueten / und auf die seite sprangen; jedoch hatte er den sattel / zaum und gebiß / des kauffmanns begehren nach / ausgelassen. Als es nun der kauffmann wegen solchen mangels nicht annehmen wolte / thate der richter den ausspruch: Der mahler solte nichts destominder seinen versprochenen lohn bekommen / absonderlich weil es schwer hergehen würde / ein dermassen unbändiges pferd auf einem so kleinen platz ohne zaum und gebiß zu erhalten.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 60.
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