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[65] Als Kayser Aurelianus vor die stadt Thyana kam /und die thore verschlossen fand / sagte er im zorn: In dieser stadt will ich keinen hund übrig lassen. Hierdurch macheten sich seine soldaten grosse hoffnung zur beute; Heraclammon aber / einer von Thyana / verriethe die stadt / aus furcht / er möchte nebst den übrigen einwohnern umgebracht werden; Allein nach der eroberung[65] ließ der kluge überwinder / Aurelianus / den verräther ums leben bringen / und sagte: Derjenige könne ihm keinen glauben halten / welcher seines eigenen vaterlandes nicht verschonet habe. Und als die soldaten verlangten / es solte ihnen der Kayser / seinem versprechen nach / erlauben / die eroberte stadt zu plündern / so gab er zur antwort: Wohlan / ich habe gesagt / daß ich keinen hund übrig lassen wolle. So gehet denn hin / und schlaget alle hunde todt.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 65-66.
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