288.

[95] Als einsmals eine gar grosse menge volcks auf einem schiffe war / entstund ein grausames sturmwetter /also daß sich iederman des lebens verziehe. Weil nun einer von der gesellschafft sahe / daß keine hoffnung übrig wäre / aus der gefahr zu entrinnen / eröffnete er seinen proviant-kasten / und fieng an wacker zu essen / da immittelst die andern weineten / dahero der schiff-patron zu ihm sagte: Mein freund / was machet ihr? sehet ihr denn die gefahr nicht / darinnen wir schweben? ja / ich sehe sie wohl / gab jener zur antwort / und weil ich weiß / daß wir bald genug zu trincken bekommen werden / so kan ich ja nicht besser thun / als daß ich zuvor esse / um ein gutes fundament zu legen: Denn es ist mir unmöglich / nüchtern zu trincken.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 95.
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