297.

[98] Als ein prediger sahe / daß seine predigten nicht fleißig besuchet wurden / sagte er einsmals zu seinen zuhörern: Es habe der teuffel die die verwichene nacht mit ihm geredet / und wenn sie sich des folgenden tages in seiner predigt einfänden / so wolte er ihnen erschröckliche dinge sagen / und alles erzehlen / was ihm der teuffel eröffnet habe. Kaum war dieses in der stadt ausgebreitet / so wurde iederman begierig / die predigt zu hören / dergestalt daß besagten tages die kirche gantz voll war. Hiermit fieng der prediger an / und sagte: Ihr zuhörer / es ist eine seltsame sache; als ich euch diese tage über vorgebracht / was die Propheten und Apostel gesagt / so habt ihr es[98] nichts geachtet. Anietzo aber wollet ihr gerne wissen / was mir der teuffel offenbaret hat.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 98-99.
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