368.

[130] Einsmals kam Ernestus / Ertz-bischoff zu Magdeburg / nach Wolmerstädt / und sahe auf dem schlosse einen hauffen steine liegen; Dahero er den Hauptmann daselbst fragte: Wo die steine herkämen / und wozu sie gebrauchet werden solten? Nachdem nun dieser geantwortet: die bauern hätten selbige zur fröhne angeführet / und solten sie zu ergäntzung der baufälligen mauer gebrauchet werden / so entrüstete sich der Ertz-bischoff hierüber / und sagte: Hauptmann / das haben wir nicht befohlen / daß es von den armen unterthanen umsonst geschehen solte / gieb du einem ieden / so viel er fuhren gethan / seinen gebührenden lohn / und berechne es. Wir seynd nicht da / die armen unterthanen zur ungebühr zu beschweren / sondern vielmehr zu schützen und zu ernehren. Wir haben / GOtt lob / unsere jährlichen zinsen / renten / geschoß und einkommen / davon wir uns wohl erhalten / und unser regiment gar leichtlich versorgen können / ohne einige beschwehrung der armen unterthanen / welche ohne dem ihre grosse noth haben.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 130.
Lizenz:
Kategorien: