604.

[231] Zur zeit der Königin Elisabeth / als Engelland und Spanien noch mit ein ander krieg führete / wurden von beyden seiten friedens-tractaten beliebet; dahero man gewisse Abgesandten hierzu ernennete. Diese versammleten sich nun in einer gewissen Frantzösischen stadt / allwo die erste frage darinnen bestunde: In welcher sprache die handlungen geschehen solten? Weil nun ein Spanier die Engelländischen Abgesandten durchhecheln wolte / so sagte er: Ich finde die Frantzösische sprache hierzu am allerbequemsten / welche die Spanier nicht allein verstehen / sondern meines erachtens werden die Engelländer derselben eben so wohl kundig seyn / als andere Frantzosen: denn ihre Königin ist zugleich Königin in Franckreich und Engelland. Worauf D. Dale / als ein Engelländischer Abgesandter spitzfündig antwortete: Die Frantzösische sprache ist allzugemein zu einer so wichtigen und geheimen sache / vornehmlich aber in einer Frantzösischen stadt. Last uns lieber hebräisch reden /weil euer principal König zu Jerusalem ist / allwo man sich dieser[231] sprache gebrauchet. Ich meines theils halte davor / daß ihr selbige eben so wohl verstehet / als die Frantzösische.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 231-232.
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