[235] Zur zeit Kaysers Augusti befand sich zu Rom ein armer Griechischer poete / welcher dem Kayser zum öfftern / wenn er aus dem palast gieng / ein und das andere epigramma überreichte / und ob der Kayser schon diese Griechischen gedichte durchlaß / so gab er dem verfasser doch niemahls nichts: sondern / als er einsmahls seinen zeitvertreib mit demselben haben / und ihn loß werden wolte / in dem selbiger eben mit neuen versen auf ihn zugienge / schickte er ihm ein epigramma entgegen / so er selbsten verfertiget / und mit seiner Kayserlichen hand geschrieben hatte. Dieses nahm der poete mit grossen freuden an / durchlaß es / und zeigete genugsam mit seinen geberden an /daß es ihm sonderlich gefiele. Hierauf kriegte er seinen beutel hervor / näherte sich dem Kayser / gab ihm etliche pfennige / und sagte zu ihm: [235] Nimm dieses von mir an / Kayser / ich gebe dir es nicht nach deinem hohen stande / sondern nach meinem geringen vermögen. Wenn ich mehr hätte / so würde meine freygebigkeit auch grösser seyn. Hierüber lachte Augustus / und ließ ihm hundert tausend thaler geben.