639.

[245] Kayser Wenceslaus traf einsmals in Böhmen unter weges einen fuhrmann an / welcher sein unglücke mit unzehlichen flüchen an den tag gab / weil sein mit töpffen beladener karn / welchen er von Beraun nach Prag führen wollen / umgefallen war / und seine zubrechliche wahre in scherben verwandelt hatte. Als ihn nun Kayser Wencesl. tröstete / und ihm die wahl gab / eine bitte zu thun / gab er zur antwort: Er bäte nur das einzige / daß / weil dieser weg so steinicht und ungleich sey / der Kayser befehlen möchte / daß von Beraun nach Prag ins künfftige nicht zwey / wie bißher geschehen / sondern drey meilen gerechnet würden / und[245] daß die töpffer den armen fuhr-leuten /welchen auf diesem wege die karren so offte umfielen / vor drey meilen fuhrlohn bezahlen müsten. Dieses begehren wurde auch alsofort verwilliget / und darff noch heutiges tages bey strafe nicht anders gesaget werden / als daß gedachte beyde städte drey meilen von ein ander liegen.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 245-246.
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