[25] Als Thomas Morus / Cantzler in Engelland / nicht billigte / daß König Henrich der VIII. sich zum oberhaupt der Engelländischen kirche machen wolte /wurde er zum tode verurtheilet / iedoch mit der bedingung / daß ihm biß auf den folgenden morgen zeit gelassen werden solte / sich eines bessern zu besinnen. Nachdem nun die stunde der vollstreckung des urtheils erschienen war / und ihn einer fragte: Ob er seine meynung geändert habe? sagte er: Ja / mein herr / ich hatte erstlich beschlossen / mir die lippen lieber abschneiden zu lassen / als daß ich zum tode gehen solte. Als ich aber nachmals die sache besser überlegete / hielte ichs vor rathsamer / den bart und den kopff zugleich abnehmen zu lassen. Indem aber einer seiner freunde thränen vergoß / kehrte er sich zu ihm und[25] sagte demselben zum trost folgende verse des Petrarcha:
Che più d'ungiorno è la vita mortale,
Nubilo, breve, freddo e pien di noia?
Che può bella parer; ma nulla vale.
Gleicht dieses leben nicht nur einem blosen tage /
Voll nebel / kurtz und kalt / wie auch voll angst und plage?
Es scheint offt schön zu seyn / und taugt im grunde nichts.