9.

[4] Ein armer mann bettelte zum öfftern bey einem reichen von Adel um einen heller / bekam aber zum öfftern an statt der allmosen einen hauffen schelt-worte. Einsmals aber empfand dieser Edelmann grosse wehtagen an dem einen knie / weswegen er dem armen ein allmosen gab / und zu ihm sagte: Er solte vor ihm beten / damit er bald wiederum gesund werden möchte. Allein / an statt dessen seuffzete der arme in seinem gebet / daß dem Edelmann das andere knie auch wehe thun solte / damit er desto freygebiger und andächtiger würde.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 4.
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