[23]

Doct. Fausto wurden alle Hellische Geister in jhrer Gestalt fürgestellet, darunter sieben Fürnembste mit Namen genennet.

[47] Doct. Fausti Fürst vnd rechter Meister kame zu D. Fausto, wolte jhn visitieren. Doct. Faustus erschrack nit ein wenig vor seiner Grewlichkeit. Denn vnangesehen, daß es im Sommer war, so gienge jedoch ein solcher kalter Lufft vom Teuffel, daß Doctor Faustus vermeinte, er müßte erfrieren. Der Teuffel, so sich Belial nannte,[47] sprach: Doct. Fauste, vmb Mitternacht, als du erwachste, habe ich deine Gedancken gesehen, vnd seind diese, daß du gern etliche der fůrnembsten Hellischen Geister sehen möchtest, so bin ich mit meinen fürnembsten Rähten vnnd Dienern erschienen, daß du sie auff dein begeren besichtigen soltest. D. Faustus antwortet, Wolan, wo sind sie nun? Daraussen, sagt Belial.

Belial aber erschien Doctor Fausto in gestalt eines zotteten vnd gantz kolschwartzen Bären, alleine daß seine Ohren vber sich stunden, vnd waren die Oren vnd Rüssel gantz brennend Roht, mit hohen schneeweissen Zänen, vnd einem langen schwantz, drey Elen lang vngefehrlich, am Halß hatte er drey fliegender Flügel. Also kam zu D. Fausto ein Geist nach dem andern, in die Stuben, da sie nicht alle sitzen kundten. Der Belial aber zeigte Doctor Fausto einen nach dem andern, wer sie weren, vnd wie sie genennet würden. Es giengen aber erstlich hineyn sieben fürnemme Geister, als Lucifer, Doctor Fausti rechter Herr, dem er sich verschrieben, in gestalt eines Manns hoch, vnnd war Härig vnd Zottig, in einer Farb wie die roten Eychhörnlein seind, den Schwantz gantz vbersich habend, wie die Eychhörnlein. Darnach der Beelzebub, der hatt ein Leibfarbs Haar, vnnd einen Ochsenkopff, mit zweyen erschrecklichen Ohren, auch gantz Zottig vnnd Härig, mit zweyen grossen Flügeln, vnd so scharpff, wie die Disteln im Felde, halb Grün vnnd Gelb, allein daß vber den Flügeln Fewerstromen herauß flogen, hatt einen Kühschwantz. Asteroth, dieser kam hineyn in Gestalt eines Wurmbs, vnd gienge auffm schwantz auffrecht hineyn, hatte keinen Fuß, der schwantz hatt ein Farb wie die Blindschleichen, der Bauch war gar dick, oben hatt er zween kurtzer Füß, gar gälb, vnd der Bauch ein wenig weiß vnnd gälblicht, der Rücke gantz Kestenbraun, eines Fingerslang spitzige Stachel vnd Borsten daran, wie ein Igel. Darnach kam Satanas, gantz weiß vnd graw, zottig, vnd hatte ein Eselskopff, vnd doch der schwantz wie ein Katzenschwantz, vnnd Klauwen einer Elen lang. Anubis, dieser hatte ein Hundskopff,[48] schwartz vnd weiß, im schwartzen weisse Täpsslen, vnd weissen schwartze, Sonsten hatt er Fůß vnnd hangende Ohren, wie ein Hund, er war vier Elen lang.

Nach diesem Dythicanus, war auch bey einer Elen lang, sonsten gestalt wie ein Vogel vnd Rephun, allein der Halß war Grün vnnd Schattiert. Der letzte war Drachus, mit vier kurtzen Füssen, Gelb vnd Grün, der Leib oben Braun, wie blaw Fewr, vnd der Schwantz rötlicht. Die siben mit dem Belial, deren Redelführer der achte, waren also mit gemeldten Farben gekleidet. Die andern erschienen auch gleicher Gestalt, wie die vnuernünfftige Thier, als wie die Schwein, Rähe, Hirschen, Beeren, Wölffe, Affen, Biber, Böffel, Böck, Geissen, Eber, Esel, etc. vnd dergleichen. Solcher Farb vnnd Gestalt erschienen sie jme, also daß etliche auß der Stuben musten hinauß gehen. Doct. Faustus verwunderte sich sehr ob dem, vnd fragte die siben Vmbstehende, warumb sie nit anderer Gestalt erschienen weren? Sie antworten jm, vnd sprachen: daß sie sich in der Helle anders nicht verändern könnten. Darumb seyen sie Hellische Thier vnnd Würm, wiewol sie grewlicher vnd scheußlicher seyen, dann da, Jedoch köndten sie beydes Menschen Gestalt vnd Geberd an sich nemmen, wie sie wöllen. D. Faustus sagte hierauff, Es were gnug, wann sie siben da weren, vnd bate, den andern Vrlaub zu geben, das geschahe. Darauff begerte Faustus, sie solten jm ein Prob sehen lassen, deß ward er gewehret, Vnd also verändert sich einer nach dem andern, wie sie zuvor gethan haben, in aller Thier gestalt, auch wie die grossen Vögel, Schlangen vnd kriechende Thier, vier vnd zweyfüssige. Das gefiel D. Fausto wol, vnnd fragte, ob ers auch könnte, sie sagten Ja, vnd wurffen jm ein Zauberbüchlin dar, er solte seine Prob auch thun, das thät er. Nun kundte D. Faustus nit fürüber, zuvor als sie wolten Vrlaub nemmen, sie zu fragen, wer dann das Vnziffer erschaffen hett?23 Sie sagten, nach dem Fall deß Menschen sey auch erwachsen[49] das Vnziffer, damit es den Menschen Plagen vnd Schaden thun soll. So können wir vns eben so wol zu mancherley Vnzifer verwandeln, als zu andern Thieren. D. Faustus lacht, vnd begert solchs zusehen, das geschach. Als sie nun vor jm verschwunden, da erschiene in deß D. Fausti Gemach oder Stuben allerley Vnzifer, als Omeissen, Egel, Kühfliegen, Grillen, Heuwschrecken, etc. Also, daß sein gantzes Hauß voller Vnzifer ward, Sonderlich war er vber diß erzürnt, verdrossen vnd vnwillig, daß vnter anderm Vnzifer jhn auch etlichs plagte, als die Omeissen beseichten jhn, die Bienen stachen jhn, die Mücken fuhren jm vnter das Angesicht, die Flöhe bissen jn, die Immen die flogen vmb jhn, das er zu wehren hatt, die Läuß vexierten jn auff dem Kopff vnd Hembd, die Spinnen fuhren auff jn herab, die Raupen krochen auff jn, die Wespen stachen jn. In summa, er wardt allenthalben genug mit Vnzifer geplagt, als daß er recht sagte, Ich glaube daß jr alle junge Teuffel seyt. Derhalben D. Faustus in der Stuben nicht bleiben konnte. Als bald er auß der Stuben gienge, da hette er keine Plage noch Vnzifer mehr an jm, vnd verschwanden auch stracks drauff zugleich mit einander.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 47-50.
Lizenz:
Kategorien: