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Von einer andern Abenthewer, so auch diesem Grafen zu gefallen durch D. Faustum geschehen, da er ein ansehenlich Schloß auff ein Höhe gezaubert.

[88] Ehe D. Faustus vrlaub name, bate er den Grafen, er wolte mit jme für das Thor hinauß gehen, da er jhne ein Castell oder Schloß wolt sehen lassen, so er diese Nacht auff sein Gut vnd Herrschafft gebawet. Dessen sich der Grase sehr verwunderte, gehet also mit D. Fausto, sampt seiner Gemählin vnnd dem Frawen Zimmer hinauß für das Thor, da er auff einem Berg, der Rohmbühel genannt, nit weit von der Statt gelegen, ein wolerbawtes Hauß vnd Castell sahe, das D. Faustus gezaubert hatte, bate derohalben den Grafen vnd sein Gemählin, daß sie sich vollend dahin verfügen, vnd bey jme zu Morgen essen wolten, welches jme der Graf nicht abschlug. Diß Schloß war mit Zauberey also formiert, daß rings herumb ein tieffer Wassergraben gienge, darinnen allerley Visch zusehen waren, vnd mancherley Wasservögel, als Schwanen, Enten, Reyger vnd dergleichen, welches alles lustig anzusehen. In disen graben stunden fůnff Steinern Thürn, vnd zwey Thor, auch ein weitter Hof, darinn allerley Thier gezaubert waren, sonderlich die, so in Teutschland nicht viel zusehen, Als Affen, Bern, Büffel, Gembsen vnd dergleichen frembder Thier. Sonsten waren wolbekannte Thier auch darbey, Als Hirschen, wilde Schwein, Reh, auch allerley Vögel, so man je erdencken mag, die von einem Baum zum andern hüpfften vnd flogen. Nach solchem allem setzte er seine Gäste zu Tisch, reichete jnen ein herrlich vnd Königlich mal, mit Essen vnd allerley Geträncke, so man erdencken mögen, Setzt jedes mal neun Trachten[89] zugleich auff, das muste sein famulus, der Wagner, thun, der es vom Geist vnsichtbar empfienge, von allerley Kosten, von Wild, Vögeln, Vischen vnnd anderm. Von heymischen Thieren (wie es dann D. Faustus alles erzehlete) setzte er auff, von Ochsen, Bůffeln, Böcken, Rindern, Kälbern, Hämeln, Lämmern, Schafen, Schweinen, etc. Von wilden Thiern gab er zu essen, Gembsen, Hafen, Hirschen, Reh, Wild, etc. Von Vischen gab er Aäl, Barben, Bersing, Bickling, Bolchen, Aschen, Forell, Hecht, Karpffen, Krebs, Moschel, Neunaugen, Platteissen, Salmen, Schleyen vnd dergleichen. Von Vögeln ließ er aufftragen, Capaunen, Dauch Enten, Wildenten, Tauben, Phasanen, Auhrhanen, Indianisch Göckel, vnd sonst Hüner, Rebhüner, Haselhüner, Lerchen, Crammeisvögel, Pfawen, Reiger, Schwanen, Straussen, Trappen, Wachteln, etc. Von Weinen waren da, Niderländer, Burgunder, Brabänder, Coblentzer, Crabatischer, Elsässer, Engelländer, Frantzösische, Rheinische, Spanische, Holänder, Lützelburger, Vngerischer, Osterreicher, Windische, Wirtzburger oder Francken Wein, Rheinfall vnd Maluasier, in summa von allerley Wein, daß bey hundert Kanten da herumb stunden. Solch herrlich Malhzeit nam der Grase mit Gnaden an, zog nach dem essen wider gen Hof, vnd dauchte sie nit, daß sie etwas gessen oder getruncken solten haben, so öd waren sie. Als sie nu wider gen Hof kamen, da giengen auß gemeldts Doct. Fausti Schloß grausame Büchsenschüß, vnd branne das Fewer im Sloß in alle höhe, biß es gantz verschwande, das sie alles wol sehen kundten, Da kam D. Faustus wider zum Grafen, der jn hernach mit etlich hundert Thalern verehrt, vnd widerumb fortziehen liesse.[90]

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 88-91.
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