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Von zwo Personen, so D. Faustus zusamen kuppelt, in seinem 17. verloffenen Jahre.

[103] Zv Wittenberg war ein studiosus, ein statlicher vom Adel, N. N. genannt, der hatte sein Herz vnd Augen zu einer, die auch eines guten Adelichen Geschlechts,[103] vnnd ein vberauß schön Weibsbildt war, gewandt. Die hatte viel, vnd vnder denselbigen auch ein jungen Freyherrn zum Werber, denen allen aber schlug sies ab, vnnd hette sonderlich obgedachter Edelmann vnder disen allen den wenigsten Platz bey jhr, Derselbige hette zum Fausto gute Kundschafft, hatt auch offt in seinem Hauß mit jme gessen vnd getruncken, diesen fechtet die Lieb gegen der vom Adel so sehr an, daß er am Leib abname, vnnd darüber in ein Kranckheit fiele. Dessen D. Faustus in Erfahrung kame, daß dieser vom Adel so schwerlich kranck lege, fragte derwegen seinen Geist Mephostophilem, was jm doch were? Der jme alle gelegenheit vnd Vrsach anzeigte. Darauff D. Faustus den Nobilem heimsuchte, jhme alle gelegenheit seiner Kranckheit eröffnete, der sich darüber verwunderte. D. Faustus tröst jn, er solte sich so sehr nit bekůmmern, er wolte jhme behülfflich seyn, daß dieses Weibsbildt keinem andern, denn jm zum theil werden můßte, wie auch geschach. Dann D. Faustus verwirrte der Jungfrawen Hertz so gar mit seiner Zauberey, daß sie keins andern Manns noch jungen Gesellens mehr achtete (da sie doch stattliche vnd reiche vom Adel zu Werbern hatte) bald darnach befilcht er diesem Edelmann, er solt sich stattlich bekleiden, so wölle er mit jhm zur Jungfrawen gehen, die in einem Garten bey andern Jungfrawen sässe, da man einen Tantz anfangen wůrde, mit der solte er tantzen, vnd gibt jm ein Ring, den solte er an seinen Finger stecken, wann er mit jr tantzte, so bald er sie alsdenn mit dem Finger berühret, würde sie jhr Hertz zu jm wenden, vnd sonsten zu keinem andern. Er solte sie aber vmb die Ehe nicht ansprechen, dann sie würde jn selbst darvmb anreden. Nimpt darauff ein distilliert Wasser, vnd zwaget den Edelmann darmit, welcher als baldt ein vberauß schön Angesicht darvon bekame, gehen also mit einander in den Garten. Der Edelmann thete wie jm D. Faustus befohlen hatte, tantzet mit der Jungfrawen, vnd rühret sie an, die von der Stund an jr Hertz vnd Lieb zu jhm wandte, die gute Jungfrauw war mit Cupidinis Pfeilen durchschossen, dann sie hatte die gantze Nacht kein Ruhe im Bett, so offt gedacht sie an jn. Bald Morgens[104] beschickte sie jn, öffnet jm Hertz vnd Lieb, vnd begerte seiner zur Ehe, der jr auß inbrünstiger Liebe solches darschluge, vnd bald mit einander Hochzeit hetten, auch dem D. Fausto eine gute Verehrung darvon wurde.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 103-105.
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