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Wie der böse Geist dem betrübten Fausto mit seltzamen spöttischen Schertzreden vnd Sprichwörtern zusetzt.

[113] Avff solche obgehörte Weheklag, erschien Fausto sein Geist Mephostophiles, tratte zu jhm, vnnd sprach: Dieweil du auß der heyligen Schrifft wol gewust hast, daß du GOtt allein anbetten, jhme dienen, vnnd keine andere Götter, weder zur Lincken noch zur Rechten, neben jhm haben sollest, dasselbig aber nicht gethan, Sondern deinen Gott versucht, von jme abgefallen, jn verleugnet, vnd dich hieher versprochen, mit Leib vnd Seel, so mustu diese deine Versprechung leysten, vnnd mercke meine Reimen:[113]


Weistu was so schweig,

Ist dir wol so bleib.

Hastu was, so behalt,

Vnglück kompt bald.

Drumb schweig, leyd, meyd vnd vertrag,

Dein Vnglück keinem Menschen klag.

Es ist zu spat, an Gott verzag,

Dein Vnglück läufft herein all tag.


Darumb, meine Fauste, ists nit gut mit grossen Herrn vnd dem Teuffel Kirschen essen, sie werffen einem die Stiel ins Angesicht, wie du nun sihest, derhalben werestu wol weit von dannen gangen, were gut für die Schůß gewesen, dein hoffertig Rößlein aber hat dich geschlagen, du hast die Kunst, so dir GOtt gegeben, veracht, dich nicht mit begnügen lassen, sonder den Teuffel zu Gast geladen, vnd hast die 24. Jar hero gemeynet, es seye alles Golt, was gleisset, was dich der Geist berichte, dardurch dir der Teuffel, als einer Katzen, ein Schellen angehengt. Sihe, du warest eine schöne erschaffene Creatur, aber die Rosen, so man lang in Händen trägt, vnd daran riecht, die bleibt nit, deß Brot du gessen hast, deß Liedlein mustu singen, verziehe biß auff den Karfreytag, so wirds bald Ostern werden, Was du verheissen hast, ist nicht on Vrsach geschehen, Ein gebratene Wurst hat zween Zipffel, Auff deß Teuffels Eyß ist nicht gut gehen, Du hast ein böse Art gehabt, darumb läßt Art von Art nicht, also läßt die Katz das Mausen nit, Scharpff fürnemmen macht schärtig, weil der Löffel new ist, braucht jn der Koch, darnach wenn er alt wirt, so scheißt er dreyn, dann jß mit jm auß, Ist es nicht auch also mit dir? der du ein newer Kochlöffel deß Teuffels warest, nun nützet er dich nimmer, denn der Marckt hett dich soll lehren Kaussen. Daneben hastu dich mit wenig Vorraht nit begnügen lassen, den dir Gott bescheret hat. Noch mehr, mein Fauste, was hastu für einen grossen Vbermuth gebrauchet, in allem[114] deinem Thun vnd Wandel hastu dich einen Teuffels Freund genennet, derhalben schürtz dich nun, dann Gott ist HERR, der Teuffel ist nur Abt oder Münch, Hoffart thäte nie gut, woltest Hans in allen Gassen seyn, so sol man Narren mit Kolben laufen, Wer zuviel wil haben, dem wirt zu wenig, darnach einer Kegelt, darnach muß er auffsetzen. So laß dir nun meine Lehr vnd Erjnnerung zu Hertzen gehen, die gleichwol schier verloren ist, du soltest dem Teuffel nit so wol vertrawet haben, dieweil er GOttes Aff, auch ein Lügener vnnd Mörder ist, darumb soltest du Klüger gewesen seyn, Schimpff bringt Schaden, denn es ist bald vmb einen Menschen geschehen, vnd er kostet so viel zu erziehen, den Teuffel zu beherbergen, braucht ein klugen Wiert, Es gehört mehr zum Tantz, dann ein roht par Schuch, hettestu Gott vor Augen gehabt, vnd dich mit denen Gaben, so er dir verliehen, begnügen lassen, dörfftestu diesen Reyen nicht tantzen, vnnd soltest dem Teuffel nicht so leichtlich zu willen worden seyn, vnd gegläubet haben, dann wer leichtlich glaubt, wirdt bald betrogen, jetzt wischt der Teuffel das Maul, vnnd gehet davon, du hast dich zum Bůrgen gesetzt, mit deinem eigenen blut, so sol man Bürgen würgen, hast es zu einem Ohr lassen eingehen, zum andern wider auß. Als nu der Geist Fausto den armen Judas genugsam gesungen, ist er widerumb verschwunden, vnd den Faustum allein gantz Melancholisch vnd verwirrt gelassen.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 113-115.
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