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Folget nun von D. Fausti greuwlichem vnd erschrecklichem Ende, ab welchem sich jedes Christen Mensch gnugsam zu spiegeln, vnd darfür zu hüten hat.

[117] Die 24. Jar deß Doctor Fausti waren erschienen, vnd eben in solcher Wochen erschiene jhm der Geist, vberantwort jhme seinen Brieff oder Verschreibung, zeigt jm darneben an, daß der Teuffel auff die ander Nacht seinen Leib holen werde, dessen solte er sich versehen. Doctor Faustus klagte vnnd weynete die gantze Nacht, also daß jhme der Geist in dieser Nacht wider erschiene, sprach jhme zu: Mein Fauste, seye doch nicht so kleinmütig, ob du schon deinen Leib verleurest, ist doch noch lang dahin, biß dein Gericht wirt, du must doch zuletzt sterben, wann du gleich viel hundert Jahr lebtest, Můssen doch die Tůrcken, Jüden vnd andere Vnchristliche Keyser auch sterben, vnd in gleicher Verdammnuß seyn, weistu doch noch nicht was dir auffgesetzt ist, seye behertzet, vnd verzage nicht so gar, hat dir doch der Teuffel verheissen, er wölle dir einen stählin Leib vnnd Seel geben, vnd solt nicht leyden, wie andere Verdampte. Solchen vnd noch mehr Trosts gab er jhme, doch falsch vnd der heyligen Schrifft zu wider. Doctor Faustus, der nicht anders wuste, dann die Versprechung oder Verschreibung müste er mit der Haut bezahlen, gehet eben an diesem Tag, da jme der Geist angesagt, daß der Teuffel jn holen werde, zu seinen vertraweten Gesellen, Magistris, Baccalaureis, vnd andern Studenten mehr, die jn zuvor offt besucht hatten, die bittet er, daß sie mit jhme in das Dorff Rimlich, eine halb Meil wegs von Wittenberg gelegen, wolten spatzieren, vnnd allda mit jme eine Malzeit halten, die jm solches zusagten. Gehen also mit einander dahin,[117] vnnd essen ein Morgenmahl, mit vielen köstlichen Gerichten, an Speise vnd Wein, so der Wirt aufftruge. D. Faustus war mit jnen frölich, doch nicht auß rechtem Hertzen, Bittet sie alle widerumb, sie wolten jm so viel zu gefallen seyn, vnd mit jme zu Nacht essen, vnd dise Nacht vollendt bey jhme bleiben. Er muste jnen was Wichtigs sagen, welches sie jme abermals zusagten, namen auch die Mahlzeit ein. Als nu der Schlafftrunck auch vollendet ward, bezahlt D. Faustus den Wiert, vnd bathe die Studenten, sie wolten mit jhme in ein ander Stuben gehen, er wolte jhnen etwas sagen, das geschahe. D. Faustus sagte zu jnen also:

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 117-118.
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