Wie Andolosia wider haim in Cipern kam, das wünschhütlin seinem brůder ab entlechnet, sich darmit in Engeland wünschet.

[113] Do Ampedo die wort hortt, fieng er an vnnd wolt jn trösten vnd sagt: lieber brůder, laß dir es nit so hert zu hertzen geen. wir haben noch zwů truhen voller ducaten. so haben wir das hütlin, so wellen wir dem künig soldan schreyben, der gibt vns groß gůt darumb. Ob aber wir den seckel nit mer hond, so haben wir dannocht gnůg, die weil wir leben, auch ainen eerlichen stand tzu füren vnser leben lang. wann sachen, die nit wider zubringen seind, sol man mit nichten mer nachgedencken. Andolosia sprach: gewunnen gůt ist böß zuuerlassen vnd mein begern wär, du gäbest mir das hütlin, so bin ich in der hofnung, ich wölte vns den seckel darmitt wider überkommen. Ampedo sprach: man sagt, wer sein gůt verlürt, der verleürt auch die sinn. das spüre ich an dir wol, so du vns vmb das gůtt bracht hast, so woltestu vns auch vmb das hütlin bringen. zwar mitt meinem gunst vnnd willen, so laß ich dich es nit hynweg füren. Ich will dir wol vergunnen kurtzweil darmitt zuhaben. Vnd als nun Anndolosia verstůnd, das ym sein brůder nitt vergunnen wolt, das hütlin mit ym hynweg zufüren, gedacht er, so wil ich on seinen gunst daruon vnd sagt zu Ampedo, seinem brůder: nun, mein getrewer, lieber brůder, so ich übel gethon hab, will ich fürbaß leben in deinem willen. vnd schicket also die knecht in den forst, das sy solten ain geiäg anrichten, so wolt er zu ynen kommen. vnd nun sy hinweg waren, sprach Andolosia: lieber brůder, leich mir vnnser hütlin, ich will in den forst. der brůder was willig vnnb bracht ym das hütlin. so bald er das het, lyeß er den forst vnd die iäger ir ding schaffen vnd kam mitt dem hütlin gen Janua vnd fraget nach den besten vnd kostlichesten klainaten, die man da het vnd ließ jm die bringen in sein herberg. do man ym nun vil bracht, marcktet er vast darumb vnd legt sy in ain faceleet zusamen, als wölt er besehen, wie schwär sy wären vnnd fůr also darmitt hynweg vnbezalt. Vnd wie er zu Janua geton het, also thet er zu Florentz vnd zu Venedig auch, bracht allso die besten kostlichesten klainat, so in den dreyen stötten waren, tzu samen on gelt.

Als er die klainat het, do tzoch er gen Lunden in[114] Engeland. nun wißt er wol, wa die iung künigin Agripina zu kirchen gieng, bestalt er ainen laden an der selben kirchstrassen, legt da auß seine klainatt vnnd als nun Agripina zu kirchen gieng, vil knecht vnnd mägt nach vnd vor, auch die alt kamermaisterin, die ym den doll tranck zu trincken geben het. Anndolosia kant sy alle woll, aber sy kanten jn nit, das macht, er hett ain andere nasen ob der seinen, die so abenteürlich gemacht was, das yn nyemant erkennen kund. Als aber Agripina für was, nam er bald zwen schön ring vnd schanckt die den zwayen alten kamermaisterin, die er wol wißet stäts bey Agripina wonen vnnd ires radtes pflag vnd batt die, das sy so wol thůn wolten vnnd mitt der künigin schaffen, das sy nach jm sant in irn pallast, so wolt er mit ym bringen so kostliche klaynat, das er wol wißt, das sy der geleichen nye mer gesehen hette. sy sagten ym es tzu, sy wölten es schaffen vnd als nu Agripina von der kirchen haim kame, zaigten sy der künigin die zwen hübschen ring vnd sagten, ir der abenteürer, so vor der kirchen gestanden wäre, hete sy yn geschencket, darumb das sy schüffen, das nach ym gesandt wurd, wann er het gar köstliche klainat. die künigin sprach ich wil es wol gelauben, das er kostliche klainat hab, so er üch so gůter ring zwen geschenkt hat, haißt yn kommen vnd senden nach ym, wann mich verlanget die klainat zu sehen. vnd als man nach dem abenteürer sandt, machet er es nit lang vnd ward gefürt in den pallast in ainen sal vor Agripina kamer. da legt er seine klainat auß, die geuielen Agripina vast wol. Sy fieng an zu faylßen, wöliche ir am allerbaßsten geuielen. Nun waren klaynat darunder, die tausent Cronen wert waren vnd noch vil mer. do bott sy ym nit halbs gelt darumb. der abenteürer sprach: gnädige künigin, ich hab gehöret, das ir die reychest künigin sind, so auff dem gantzen erttrich ist, darumb so hab ich außgesůcht die aller schönesten klainat, so man sy finden mag, eweren künigklichen genaden zu bringen, aber ir bieten mir doch zu wenig. sy kosten mich sicher meer. begern meiner üblen zeit nit vmb sunst. ich hon eüch lanng nach geraiset mit grossen sorgen, daz ich nit ermort byn worden mit den klainaten vnd sprach:[115] gnädige künigin, legennd zusamen was eüch gefelt, was ich denn erleiden kan oder mag, das wil ich thůn vnd also laß sy auß, was ir am baßsten gefiel, klain vnd großs wol tzehen stuck. do rechnet der abenteürer aines nach dem anderen, das es bey fünfftausent Cronen traff, do wolt sy ym nit souil darumb geben. der abenteürer gedacht ym: ich will mich nit mitt ir zerschlagen, brächt sy nun den seckel. doch sy wurden des kauffs ains vmb viertausent Cronen. Also nam die künigin ire klainat in irn geern, gieng in ir kamer über iren kasten, da der glückseckel innen was. den stricket sy gar wol an iren gürttel vnd kam also herauß vnd wolt den abenteürer betzalen.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 113-116.
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