[207] Schön und Anna, mit Gartenarbeit beschäftigt.
SCHÖN kniet neben einem Blumenbeete. 'n Bast!
Anna begießt ein Beet, eine zweite Gießkanne steht neben ihr.
SCHÖN da er keine Antwort bekommt. Die Baststreifen zum Aufbinden! Blickt auf. Aber was treibst denn du? Du gießt ja schon dreimal aufm nämlichen Fleck.
ANNA setzt ab. Jesses, richtig! Du hast was wollen?
SCHÖN. Die Baststreifen. Ich muß da a paar Stöckeln aufbinden.
ANNA. O mein, die hab ich in ein von die Gießamper glegt.
SCHÖN. Und draufgschöpft, und jetzt schwimmen s' im Wasser. So fisch s' halt heraus. Was hast denn nur?
ANNA hat den Bast aus einer der Gießkannen herausgefischt und gibt ihm die Streifen. Aber frag nit so dalket! Weißt denn nit, was heut für ein Tag ist? Kann er nit jede Minuten kommen, unser hochwürdiger Herr Sohn?
SCHÖN brummend. »Unser hochwürdiger Herr Sohn?« – Freilich kann er kommen, und wenn er kommt, so wird er dasein, das is aber kein Anlaß zu solche Stückeln.
Man hört eine Hausglocke läuten.
ANNA. Du, es läut wer! Am End –?[207]
SCHÖN. Na ja freilich, am hellichten Tag wird er anläuten, wo alle Haustör offen sein!
ANNA. Aus Gspaß halt.
SCHÖN. A geistlicher Herr gspaßelt nit.
Wiederholtes Läuten.
ANNA. Da hörst es jetzt!
SCHÖN. Na, das wär schön!
Läuft durch das Tor und hinter dem Gitter nach rechts ab.
ANNA. Hihi, wie er lauft! Er kann's ja selber nit erwarten. Und da tät er unsereins, a Mutter, noch ausmachen! Nimmt die Gießkanne und gießt in Gedanken wieder an der nämlichen Stelle. Ich bin so neugierig, wie er ausschaut, unser hochwürdiger Herr Sohn! Die Madeln aufm Grund werdn sich gewiß kränken, daß der geistlicher Herr worden ist. Jesses, jetzt gieß ich da 's vierte Mal!
SCHÖN kommt zurück. Nix is! Der Schalanter war's, der besoffene Drechsler von nebenan, mit sein Bubn, den s' grad bei der Assentierung bhalten haben und der a nit nüchtern ist. Wegen derer Neuigkeit und aus Hetz haben s' mich hinausgenarrt. Sie haben auch nach unsern Eduard gfragt und wolln ihn sehn, wenn er kommt, ich hab ihnen's aber gleich gsagt, es wird ihm keine besondere Ehr sein.
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Das vierte Gebot
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