Erste Szene

[256] Frey an der linken Ecke des Tisches vorne links, Johann an der rechten Ecke des Tisches vorne rechts, ihm gegenüber sitzt Minna, etwas seitwärts Stille. Berger nimmt – von dem rückwärtigen Tische rechts – ein Damentuch und einen Sonnenschirm auf.


BERGER. Minna, dein Tuch und dein Schirm.

MINNA sich erhebend und ihm entgegenhüpfend. Danke, Papa, ich bin recht froh, daß wir gehen.

FREY unruhig. Es ist kaum glaublich, daß sie jetzt noch kommt. Was mag sie abgehalten haben?

BERGER mit Minna am Arme vortretend. Herr Stille!

STILLE. Ja?

BERGER. Sie haben bezahlt?

STILLE. Ja!

BERGER. So kommen Sie, wir gehen.

STILLE rasch aufstehend. Ja![256]

BERGER. Das war ein hübscher Tag heute.

STILLE. Ja!

BERGER. Ihre Gesellschaft abgerechnet. Sagen Sie mir nur, wie ein Mensch weniger Worte haben kann als ein Papagei?


Geht mit Minna nach rückwärts.


STILLE nachfolgend. Hm, ein Papagei sucht sich vermutlich angenehm zu machen. Ich nicht.

BERGER. Nein – das kann Ihnen niemand nachsagen.


Alle drei hinter dem Zaune nach links ab.


JOHANN mit hochgerötetem Gesichte, in der linken Hand ein Sacktuch, lockert sich mit der Rechten die Halsbinde. Ich darf in kein Wirtshaus mehr gehen – nein – der Schmerz in einem trinkt mit, und dann wird's zuviel.


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Werke in zwei Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21977, S. 256-257.
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