Fünfte Szene


[82] Vorige. Dusterer.


DUSTERER kleine, hagere, schwächliche Gestalt, von der Zipfelmütze bis zu den Stiefeln hinunter ganz schwarz gekleidet. Spricht alles auf trockene, gewichtige Bauernmanier, stoßweise. Gelobt sei Jesus Christus!

WASTL schreit, wie in seiner Rede fortfahrend. In Ewigkeit![82]

GRILLHOFER. In Ewigkeit!

DUSTERER behält seine Pfeife im Munde und geht rasch auf Grillhofer zu. Grüß Gott, Schwager, grüß Gott, no, wie is dir denn wordn aufs letzte Beten?

GRILLHOFER. Hm, besser, ja, ich mein schon a bissel besser!

DUSTERER setzt sich. Verlaubst schon. Na, sollt mich freun. Ja, ja. Beobachtet Grillhofer scharf. Sollt mich rechtschaffen gfreun! Tat's nur wieder weisen, daß ma die Krankheiten abbeten kann, is a alte Gschicht! Freilich ghört die rechte Frummheit und Bußfertigkeit dazu! Wer nur unserm Herrgott 's Maul machen möcht, der richt nix. Nur an die Leut und an der eingrißnen Gottlosigkeit liegt's – an sonst nix – an sonst nix! Pafft Rauchwolken von sich. Ja, ja.

WASTL tritt zu ihm. Mußt nit rauchen, Dusterer! Ich bin vom Haus und rauch a nöt! Nimmt ihm die Pfeife aus dem Mund.

GRILLHOFER. Wastl – du Sikra hnein!

WASTL klopft die Pfeife auf dem Fensterbrett aus und setzt den Fuß auf die glimmende Asche. Verlaubst schon. Um die Gselchtigkeit is 'm Bauern ja do net z' tun!

GRILLHOFER. Na, aber der Ärger, den d' einm machst, schlagt mir leicht an?

WASTL. Is dir gwiß gsünder! Gibt dem Dusterer die Pfeife Zurück. Da, Dusterer.

GRILLHOFER. Wastl, du Sakra, du nimmst dir viel heraus. Erhebt sich mühsam. Mach mich nit schichti, am End kunnt ich dich doch no meistern.

WASTL. Recht is's, dös steht dir an – kimm nur her, Bauer, ich wehr mich nicht viel – und dir is's leicht gsund!

GRILLHOFER setzt sich erschöpft. Du narrischer Höllteufl, du! – Geh zu, sag ich, geh zu! –

DUSTERER begütigend. Laß gut sein, Schwager, laß's gut sein – ja – ja! Mit Emphase. I verzeih ihm – ich verzeih ihm – dös tu ich.[83]

WASTL mit unsäglicher Verachtung. Er verzeigt mir! Ist bis zur Türe gegangen. Der! Vorzeigt mir! Bhüt dich Gott, Bauer! Ab.


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Werke in zwei Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21977, S. 82-84.
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