Dritte Szene.

[19] VRONI allein. »Überleg dir mein' Red'!« und »laß dein trutzig' Wesen sein!« Wie g'ring sein der Leut' Wort', wann s' auch 's Schwerste von ein'm verlangen. – Mein liaber Großknecht, wann's wahr wär, was du sag'st, was gabet's da zum Überlegen? In d' weit' Welt müßt ich laufen, daß s' mir nit von morgen an im Ort zum alten all neu' Schimpf und Schand an den Kopf werfen! Und was bleibet mir denn, daß ich's ertraget, so daz'stehn vor mir selber, wann nit der Trutz als mein einzig' und ältester Freund, der mit mir[19] aufg'wachsen is? – Ich sollt 'n ableg'n? – Kann ich leicht anders sein, als ich bin? – Und hab'n s' nit alle dran g'arbeit', daß ich so word'n bin? Hab'n nit damals die andern Kinder im Ort mit Finger auf mich deut'? »Oi, schaut's dö an, dö hat kein Vatern nit!« Lass'n mir's nit alle bis heuttags noch g'spür'n, daß ich eigentlich nit auf der Welt sein sollt', weil mein Kämma neamand a Freud' und mein Bleiben nur Ung'legenheit g'macht hat? – Da bin ich aber amol! Und is Vaters oder Mutters Schuld, die mein' g'wiß nit, und hat's unser Herrgott zulassen, so werd ich ihm grad so lieb sein wie ös, dö 's sakramentalisch auf d' Welt kämma seid's! Lacht und fährt mit beiden Händen über Stirn und Scheitel. Narrische Mirl! Ich komm da in d' Hitz z'wegen ein' G'red' und muß sich's erst weisen, was daran wahr is. Der Toni soll mir's nur selber sagen, was an der G'schicht' is. Macht sich mit Eimer und Gießkanne zu schaffen.


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Der Meineidbauer. Stuttgart 1959, S. 19-20.
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