Zweite Szene


[25] Vorige. Josepha im Sonntagsstaat mit Gebetbuch und Rosenkranz. Kurzes Ritornell, unter dem sie vorkommt.


Entree


Langsam bin ich fruh

Zu dem Kircherl in d' Höh,

Kohlschwarz war mein Seel

Und mein Herzal voll Weh;

Kohlschwarz war mein Seel

Von dem sündigen Ruß,

Und mein Herz war mir weh

Zwegn der Reu und der Buß!


Lustig.


Wegkehrt is der Ruß,

Hitzten hat's mehr kein Gfahr,[25]

Und wann's mich scheniert,

Geh ich wieder aufs Jahr!

Langsam bin ich nauf,

Als a kohlschwarzer Rab –

Und gschwind kimm ich als

Schneeweißs Täuberl herab!


Jodler.


STEINKLOPFERHANNS zu Anton. No wird sich 's schneeweiß Täuberl gleich 'n Schnabel wetzen! Zu Josepha. Grüß Gott, Bäurin!

JOSEPHA. Grüß Gott, Steinklopfer – bist amol da wegn 'm Herd?

STEINKLOPFERHANNS. Freilich zwegn 'm Herd.

ANTON verlegen. Daß d' schon da bist, Sepherl!

JOSEPHA bedeutsam. Kumm ich dir z' fruh?

ANTON. Du kummst mir allmal nur glegn.

STEINKLOPFERHANNS. Haha! Glaub's schon – so a Weiberl! – Wie du aber fein bist, Bäurin! Hast dich fürn Herrgottn so sauber gmacht oder fürn geistlich Herrn?

JOSEPHA. Hab du nur wieder a loses Maul! Dir geht's noch mal übel! Sollst dich hüten!

STEINKLOPFERHANNS. Ich mich selber? Gang mir ein, daß ich auf meine alten Täg noch Ochsenbua wurd; ich kumm mir net aus!

JOSEPHA. Dir kann man's a gut meinen oder schlecht, bei dir greift nix an! Dös Bild von dein Namenspatron, das ich dir neulich gschenkt hab, daß d' doch was Heiligs an dir hast – dös hast wohl a nimmer?

STEINKLOPFERHANNS. Ab, das halt ich schon in Ehris ja a Präsent! Ich trag's umn Hals. Schau! Greift unter seinen Brustlatz. Jesses! – Bäurin, weißt noch, wie die alt Brenningerin gsagt hat, – wie s' vorig Jahr bei ihr einbrochen sein und habn ihr a 's Kruzifix mitgnommen? »Jesses«, hat s' gsagt, »jetzt hat 'n Herrgottn a der Teufel gholt!« Schau her, – Zeigt die Enden einer abgerissenen Schnur. – ich hab's nimmer.[26]

JOSEPHA. Hab's eh gwußt!

STEINKLOPFERHANNS. Nix weißt! Ich hab's schon noch. Es is nur abigrutscht. Steht auf. Drum hab ich net gwußt, warum ich auf amal so hart sitz! Schlenkert mit dem Bein. No muß er schon ganz nunter! Bin ich froh, daß er kein Glas vor hat!

JOSEPHA lachend. Du bist a Unend! – Jetzt gib aber a Ruh – du weißt, wo ich herkimm. Kumm lieber raus, der Herd wart auf dich! Ich zeig dir, wo's fehlt.

STEINKLOPFERHANNS. Nöt nötig! Hab ihm's schon im Vorbeigehn ankennt.

JOSEPHA. So schau dazu! Arbeit, wann d' schon nit betst!

STEINKLOPFERHANNS. Is 'm Herrgottn vielleicht eh lieber, als 's schaut einer 's Beten für a Arbeit an! Ab in die Küche.


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Werke in zwei Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21977, S. 25-27.
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