XVI

[185] Was sich im Wirtshause zu Schwenkdorf zugetragen, das kam dort wie zu Zwischenbühel noch am nämlichen Sonntagabende unter die Leute, und einer trug es dem andern als eine »wahrhafte Neuigkeit« zu, daß über acht Wochen der Sternsteinhofer Toni mit des Käsbiermartels Sali Hochzeit halten werde. Wenn es auch allgemein wundernahm, wie rasch sich das schickte und daß der »riegelsame« Alte sich so mit eins entschloß, »in d' Ruh z' gehen«, so war doch nichts Auffälliges dabei, der Bauer wollte eben seinen Willen haben, und der Bub gehorsamte; es waren nur ein paar überfindige Köpfe, die darüber schüttelten und unter sich etwas von »Aufgesessen sein« verlauten ließen, aber beileib nicht zu laut, denn sie gehörten zur klugen Brüderschaft, welche die Wahrheit im Sack behält, wohl wissend, daß sie für den Besitzer kein Hecketaler, dem Reichen, dem man sie bietet, meist ein unliebsames Schaustück und dem Bettler ein abgegriffener Groschen sei, den er nicht einmal geschenkt nimmt.

Am Montage war der Sternsteinhofer noch nicht imstande, über seine Lage nachzudenken, den Schmerz ersparte ihm ein Weh, nämlich Kopfweh; er hatte eines von jenen, wobei dem Menschen vor kömmt, das Oberstübchen wäre rein ausgeräumt und es säß ein fleißiger Werkmeister darinnen und bohrte und sägte und hämmerte, einmal mit spitzem Hammer, dann mit stumpfem Schlegel. Bis er Feierabend macht, verelendet man einen Tag wie nichts.[185]

Dienstags ging der Bauer seinen gewohnten Beschäftigungen nach, doch erpreßte es ihm mehrmal den Seufzer: »Ja, ja, mein lieber Hof, hitzt kimmst bald in andere Händ!« Mittwochs betrübte ihn der Gedanke: dieselben Hände möchten wohl weder die fleißigsten noch die geschicktesten sein. Am Donnerstage beklagte er das »arme« Anwesen, das ihn, seinen alten Herrn, gewiß schwer vermissen werde, aber er könne leider nicht helfen, Einmengen sei seine Sach nit! Freitags war er zur Überzeugung gelangt, daß ohne ihn alles hinter sich gehen müsse, und Sonnabends beruhigte ihn vollends die Schlußfolgerung: bei der hinterlistigen Weis, mit der sich der junge Bauer und die Schnur hier eingedrängt hätten, könne kein Segen sein, die beiden würden's heißer auszubaden haben, als sie gedächten, bis ihnen schließlich der Hof unten durchwischte und sie in D ... k zu sitzen kämen; diese tröstliche Voraussicht, die ihm in viel drastischeren, nicht gut wiederzugebenden Bildern vorm geistigen Auge schwebte, versöhnte ihn mit seinem Schicksale, so daß er Sonntags zu Schwenkdorf vor der Kirche Käsbiermartels Sali so freundlich und väterlich begrüßte, als er es eben vermochte und wie es von ihm eigentlich gar nicht zu erwarten stand.

Von nun ab nahmen ihn nur noch zwei Dinge in Anspruch, die Vorbereitungen zur Hochzeit und die Errichtung seines Ausgedings, denn eine Hochzeit wollte er »zurüsten«, über welche die Leute von nah Mäuler und Augen aufreißen und die von fernher die Hälse darnach recken sollten, und auf einem Ausgeding wollte er sitzen wie sonst keiner im Land. Der »findige Notarjus«, der den Heiratskontrakt aufzusetzen hatte, mußte auch die Schenkungsurkunde niederschreiben, durch welche der Sternsteinhofer Haus und Hof mit allen Liegenschaften und Gründen und ein gut Stück bar Geld dazu seinem Sohne als Eigen übergab; den Rest seines Ersparten jedoch samt der eisernen Kasse, einige genau bezeichnete Einrichtungsgegenstände und etliche ebenso genau beschriebene Stücke Viehes behielt der Alte für sich sowie auf der[186] von Zwischenbühel abgekehrten Sonnenseite des Hügels einen Teil des Gartens und daneben etwas Grund, dort wollte er sich anbauen und, wenn das Häuschen nebst den Ställen unter Dach sein wird, mit all seinem Eigen dahin übersiedeln; bis auf die Zeit aber, so war es ausbedungen, sollte die »Eiserne« an Ort und Stelle, sein Vieh in den gemeinsamen Stallungen und er in seinem Kämmerlein unangefochten Verbleib haben, denn er war vorsichtig genug, sich nicht der Gefahr auszusetzen, etwa gelegentlich eines Streites mit allem Um und Auf vor das Haus gesetzt zu werden und, ehe er noch ein solches hatte, einem »armen Abbrandler« gleich, unter Gerumpel und blökendem Vieh ratlos dazustehen.

Am frühen Morgen des Tages, an welchem der Toni zur Trauung nach Schwenkdorf hinüberfuhr, hatte das junge Weib des Holzschnitzers das Haus verlassen, um vor dem Eintreffen des Brautzuges dort in der Kirche sein zu können. Jene nervenaufregende, alle Furcht und Scheu bezwingende Neugierde, welche dem Manne die sträubenden Blicke auf Grauenhaftes, Widerwärtiges, Quälendes lenkt und dem Weibe die Augen nicht davon abwenden läßt, welche die Menschen nach Richtplätzen, Leichenhöfen und Unglücksstätten drängen macht, jener Trieb, Arges zu schauen, hatte Helene befallen, hatte ihr den weiten Weg unter die Füße gegeben und bannte sie nun in der Kirche am Fuße des Pfeilers fest, an welchem sie mit hochklopfendem Herzen und verhaltenem Atem lehnte, bis alles – vorüber war; dann schlüpfte sie mit im Gedränge hinaus und lief auf schmalen, nur einzeln gangbaren Pfaden über Felder, Halden und Hänge und kehrte auf weitem Umwege, durch den Busch, der auf dem Hügel hinter dem Orte oberhalb ihrer Hütte lag, nach Zwischenbühel heim.

Dort brauste, dröhnte und schütterte schon die Luft von dem Gelärme, Musizieren und Schießen auf dem Sternsteinhofe. Wie dadurch befangen und beirrt, verrichtete Helene lässig und nebenher einige Hausarbeit, und als der Abend kam, bei dessen Schweigen das geräuschvolle Treiben auf der[187] Höhe gegenüber bald allein in aller Weite das große Wort führte, da brachte sie das Kind zu Bette, bot dem Manne gute Nacht und trat unter die Türe des Häuschens, dort stand sie, das rechte Bein über das linke geschlagen, die Hände über dem Schoß gefaltet, den Kopf an den Türpfosten gelehnt, und starrte hinauf nach dem Sternsteinhof.

Von dorther sang und klang, hallte und schallte es durch die stille Nacht, von Zeit zu Zeit prasselte leuchtend eine Rakete empor, und dieses Getöse und Gebraus wird Stunde für Stunde fortwähren bis zum Frührot und sich erst im hellen Sonnenschein des Tages mählich beruhigen; dann hebt es wohl morgen, vielleicht auch noch übermorgen, nach Tischzeit wieder an und verliert sich mit den abziehenden Gästen. Morgen werden die Zurückgebliebenen sich überlärmen, um die Weggegangenen zu ersetzen, und übermorgen werden alle der guten Tage herzlich müde sein.

Ein grelles Jauchzen, das einer aufsteigenden Raketengarbe nachgellte, machte das junge Weib fröstelnd zusammenschrecken, es strich mit der Hand über die Stirne, ermunterte sich, schloß die Türe und suchte sein Lager auf. – –

Käsbiermartels Sali schien wirklich wie von Holz; wenigstens heut an ihrem Ehrentage, ihrer nunmehrigen Würde als junge Sternsteinhofbäuerin eingedenk, ging, stand, saß und tat sie so hölzern, daß Toni heimlich darüber lachen mußte, aber er gestand sich auch, daß sie aus gutem Holze wäre. Er hatte mittlerweile, was die Weiberleut anlangt, zugelernt – der Soldatenstand soll ja auch in der Beziehung eine gute Schule sein – und wußte einen Unterschied zu machen zwischen den einen, die, schalkischen Krämern gleich, welche Schleuderware feilbieten, ebenso gerne betrügen, als sie das »Betrogenwerden« leicht verwinden, und den andern, die, nicht lecker nach Unerlaubtem, sich jeden unlauteren Handel von vorneherein verbieten und die Schlagfertigsten unter ihnen wohl auch dem zudringlichen Krämer als Abstandsgeld eine Münze verabfolgen, die, unter Brüdern fünf Gulden wert, selbst vor Gericht nur Kursschwankungen unterliegt[188] und, seit die Welt steht, noch nie mit falscher Präge vorgekommen ist, trotzdem aber an öffentlichen Kassen nicht an Zahlungs Statt angenommen wird, wogegen sich allerdings vorab die Steuereinnehmer höchlich verwahren würden.

Ob dem Sternsteinhofer Toni je unter der Hand einer oder der anderen ehrenfesten Schönen jene einseitige Schamröte aufgestiegen, welche nicht das Resultat eines physiologischen Prozesses, sondern das einer fremden Kraftäußerung ist, davon hat er nichts verlauten lassen, wie denn solchen Vorkommnissen gegenüber selbst die geschwätzigsten Männer sich strengster Diskretion zu befleißigen pflegen; sicher ist, er empfand Genugtuung darüber, daß er nunmehr auch von einer solchen Ehrbaren nur »Liebes« zu gewärtigen habe, und es schmeichelte seinem Stolze, in deren Alleinbesitz und ihr Herr zu sein.

Daß diese seine Bäuerin sich nicht gegen ihn auflehnen werde, dessen war er gewiß; er hatte die acht Wochen über Zeit genug, sie kennenzulernen, und es hätte dazu nicht einmal so vieler Tage bedurft. Die Strenge, die in ihrem etwas scharf geschnittenen Gesichte lag, deutete auf Selbstbewußtsein und ernste Auffassung eigener und fremder Pflicht, aber galt nur den Leuten, um sich nichts zu vergeben, galt nur dem Gesinde, um es nicht lässig werden zu lassen, dem Manne nicht, dem sprach das dunkle, im bläulichen Glanze schimmernde Auge und nur das; das junge Weib war eines jener Geschöpfe, die mit einem Blicke auf den Mann für ihn durchs Feuer gingen, wenn es sein müßte, ihm aber hinwieder ihr Leblang kein zärtliches Wort gönnen und das eine so selbstverständlich finden wie das andere.

Es war nach Mitternacht, als die Hochzeitsgäste, deren Orts- und Zahlensinn wohl einigermaßen getrübt sein mochte, mit einmal die Abwesenheit des Bräutigams und der Braut wahrnahmen, eine Entdeckung, die großen Lärm und einen Aufwand bedenklicher, aber keineswegs neuer Witze veranlaßte; alle taumelten auf und wollten den beiden Schwiegervätern[189] zutrinken, aber die Gläser klangen nur mit dem des schmunzelnden Käsbiermartels zusammen, der Bräutigamsvater fehlte.

Der alte Sternsteinhofer war kurz nach dem Aufbruche des Paares weggegangen, er fand dasselbe oben in der großen Stube; der junge Bauer hatte seinen Arm um die Hüfte der jungen Bäuerin gelegt, und beide blickten verwundert auf, als sie jemand herankommen hörten.

»Du bist's, Vader?« fragte Toni. »Kommst hitzt unglegn.«

»Geh gleich wieder«, brummte der Alte, »wollt nur schaun, doch nit nach euch.« Er trat vor seine eiserne Kasse und rüttelte an der Schrankklinke, nickte befriedigt mit dem Kopfe, dann griff er in die Westentasche, brachte den Schlüssel zum Vorschein, schloß auf und langte mit der Hand in das Fach, Papiere rauschten unter seinen Fingern, ein Geldsäckchen klirrte gegen ein anderes, er pfiff leise vor sich hin und warf die Türe wieder zu. »Ein guten Rat tät ich euch gebn«, sagte er, sich an das Paar wendend. »Bei leib kein Einmengen in euer Hausen – das is euer Sach – dem schau ich zu, und da tu ich euch nix zwider, aber auch nix zlieb, das sag ich gleich; nur eins mein ich, gar ganz mit mir verderben sollts euch's nit. Es is noch was da!« Er schlug hinter sich mit der flachen Hand gegen den Schrank. »Gute Nacht!«

»Gute Nacht, Vader«, sagte Toni.

»Gut Nacht«, flüsterte Sali.

Die schweren Tritte des alten Bauern verhallten auf der Treppe.


Mit dem Nichteinmengen des alten Sternsteinhofbauers in die Wirtschaft des jungen hatte es bald ein gar eigenes Bewandtnis. Der iunge Bauer war nämlich des guten Glaubens, es sei kindleicht, sich als Herrn des großen Anwesens aufzuspielen, denn all die Jahre her war es nicht anders gewesen, als mache sich da alles von selber; er erhielt gleich den andern sein Teil Arbeit aufgetragen, und wenn er irgend sonst mit Hand anlegen wollte oder eine Frage ihm beifiel,[190] so ließ es der Alte weder an Unterweisung noch Aufklärung fehlen, aber der Toni war nicht sonderlich neugierig und der Alte, ungefragt und »unangegangen«, gar nicht mitteilsam; der letztere wollte ja noch eine gute Weil »hausen und herren« und dann erst, etwa ein Jahr vor der ihm gelegenen und genehmen Hochzeit des Sohnes, Anlaß nehmen, den Burschen in alles und jedes vom Kleinsten bis ins Größte einzuweihen und sich nicht Zeit und Mühe reuen zu lassen, bis derselbe sich tüchtig »eingeschossen«; das hatte sich nun der Bub durch das »hinterlistig 'n Vadern ums Seine narren« gründlich verscherzt. Gar bald trat manches an den jungen Bauern heran, wo dieser nicht Rat wußte; das Gesinde befragen, ging doch nicht an, der Schwiegervater zu Schwenkdorf war denn doch etwas aus der Hand gelegen, und merkte der, wieviel in fremder Wirtschaft auf sein Meinen ankäme, dann konnte sich derselbe wohl mit der Zeit gar unliebsam überheben; so blieb denn schließlich, wenn sich eine Sache recht zweifelhaft anließ, dem Toni nichts über, als den alten Sternsteinhofbauer auszuholen. Er schlich dann immer hinzu und redete so nebenhin und nebenher, tat dabei das Maul kaum auf, aber spitzte desto mehr die Ohren. »Sag mal, was war da alter Brauch? der neue könnt etwa nit taugen«, oder: »Damit halt ich 's wohl anders wie du, was meinst dazu?«

Der Alte streckte sich dann jedesmal, sog die Luft ein, daß sein breiter Brustkasten sich hob, und dröhnte dann heraus: »Was fragst nachm altn Brauch und wie's andre halten? Tu, wie d' glaubst, wird ja recht sein, bist doch der Herr! Zwei Anordner taugn nit af einm Anwesen, wie d' einmal gsagt hast. Liegt dir d' Arbeit z' schwer auf, was nimmst denn kein Pfleger, wie d' dich in der nämlichen Red hast verlauten lassen? Schau halt um ein orntlichen. So ein Pfleger pflegt freilich vorerst sein Sack, aber versteht er was, so erwirtschaft er doch mehr, als wie er dir stehlen kann, nur wann er nix versteht, is's gfehlt, dann geht er mit der vollen Taschen, und dir bleibt a Loch in der dein'n.«

Der junge Bauer mochte, wie oft er wollte, in den saueren[191] Apfel beißen, er trug nichts davon als stumpfe Zähne; er begann ernstlich zu sorgen, Schadens wegen – daß er es für den Spott der Umgegend nicht brauche, das wußte er; in seiner Not vertraute er sich der Bäuerin an, diese machte zwar große Augen und schüttelte bedenklich den Kopf, aber sie war sofort entschlossen, die Sache in die Hand zu nehmen, um den Alten umzustimmen; seit der dahintergekommen, daß sie um den Streich, den man ihm mit der Wette gespielt, nicht vorher gewußt habe, war sie ihm als Schwiegertochter viel leidlicher geworden. Sali lief von der Stelle zu ihm und sprach auf ihn ein, sie klagte die Verlegenheiten ihres Mannes, und da müsse sie nur frei gleich heraussagen, daß der schrecklich leichtfertig gehandelt hätte, weil er sich zugedrängt, wo er doch zuvor wissen konnte, daß er nicht aufkäme, aber der Vater möchte bedenken, daß auch sie mitbetroffen würde und doch an allem Geschehenen nicht die geringste Schuld trage, und wie schad es um das schöne Anwesen wär, und daß der Toni, wenngleich recht unbesinnt, doch sein Einziger sei – und so bettelte und schmeichelte sie dem Alten die nötigen Ratschläge und Auskünfte ab.

Was dem alten Sternsteinhofer die Zunge löste, war aber nicht etwa erwachender Gerechtigkeitssinn, der sich dagegen setzt, Unschuldige mit den Schuldigen leiden zu lassen, wer das gedacht hätte, der kannte den Alten schlecht; dessen Inkonsequenz entfloß keiner so lauteren Quelle, sondern – mit Bedauern sei es gesagt – einem weiten, übervollen Becken menschlicher Schwachheit. Wohl widersprach es ganz und gar seinem anfänglichen Vorsatze, hübsch beiseite zu stehen und ruhig zuzusehen, wie die jungen Leute abwirtschafteten, daß er nun dem einen Teile ratend beisprang und dadurch die Fehler des anderen ausglich, aber nach wie vor blieb er gegen Toni unfreundlich, dessen Dank und Annäherung er schroff zurückwies; das hätte dem jungen Bauern allerdings nicht schwer aufgelegen, doch als er sich's recht bequem zu machen dachte und die Bäuerin zu direkten Anfragen an den Vater veranlaßte, da sagte der: »Ei, du irrst wohl, das und[192] das weiß der Toni sicher, er hat mir darüber nichts verlauten lassen.« So mußte denn jeder Angelegenheit halber vorab der Bauer seine Not klagen und eingestehen, daß er nicht auswisse, und dann die Bäuerin ihres Mannes »Übernehmen« bedauern und Abhilfe erbitten, das war es, worauf der alte Sternsteinhofer bestand, dieses Demütigen und Betteln schmeichelte seiner Eitelkeit!

Allerdings waren die jungen Sternsteinhofleut keine gemeinen Rotfüchse, sondern von einer edleren Gattung, etwa blaue, und es kostete sie einige Überwindung, sich zu solchen gefügen und schmiegenden Schlichen zu verstehen, als sie aber merkten, daß der alte Rabe auf andere Weise nicht zu bewegen war, den Schnabel aufzusperren und den Käse fallen zu lassen, ergaben sie sich darein und taten ihm seinen Willen, um den ihren durchzusetzen.

Unter solchen Umständen, alles ihm zukommenden Respektes sicher, eilte es dem Alten gar nicht, seine Ausnahm unter Dach zu bringen, doch als etwa nach einem Jahre auf dem Sternsteinhofe ein Kleines zu erwarten stand, da ließ er sich die Beschleunigung des Baues sehr angelegen sein, brachte Stunden auf dem Arbeitsplatze zu und schalt und eiferte mit den Werkleuten, denn sobald das Kind oben einzog, wollte er herunterziehen; »an Kindergeschrei fänd er in seinm Alter mehr kein Gefallen«, sagte er.

Quelle:
Ludwig Anzengruber: Werke in zwei Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 21977, S. 185-193.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Sternsteinhof
Anzengrubers Werke: Teil 13. Der Sternsteinhof
Der Sternsteinhof.
Der Sternsteinhof
Der Sternsteinhof

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Leo Armenius

Leo Armenius

Am Heiligen Abend des Jahres 820 führt eine Verschwörung am Hofe zu Konstantinopel zur Ermordung Kaiser Leos des Armeniers. Gryphius schildert in seinem dramatischen Erstling wie Michael Balbus, einst Vertrauter Leos, sich auf den Kaiserthron erhebt.

98 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon