Schwankend ragen ...

[284] Schwankend ragen finst're Bäume,

Durch die Lüfte zieht es schaurig,

Alte, tiefe, dunk'le Träume

Zittern durch die Seele traurig.


Welke Blätter rascheln stöhnend,

Was am Mark verdorrt, muß brechen,

Steinern Schicksal schlägt uns höhnend,

Was verschuldet, muß sich rächen.


Ach, die nächtig schweren Sorgen

Wohnen wachend im Gemüthe,

Und die Sünde liegt verborgen

In dem Keim der schönsten Blüthe.

Quelle:
Wilhelm Arent (Hg.), Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig 1885, S. 284.
Lizenz:
Kategorien: