|
[267] 1.
Wohl hatten's gut die Ritter jener Tage,
Die ja mit einemmal im Felsenschlund,
In Höhlen fanden oder finstrem Hage,
Im Bären-, Löwen- oder Drachengrund,
Was doch dem Kenner von dem rechten Schlage
Sich kaum noch beut in stolzem Schloß jetzund:
Mägdlein in allerfrischsten Jugendjahren,
Die jedes Schönheitspreises würdig waren.
2.
Ich habe vorher schon davon gesprochen:
Graf Roland langte bei dem Fräulein an
Und fragte: Welch ein Schelm hat das verbrochen?
Fortfahrend meld' ich, daß die Dame dann,
Von mehr als einem Seufzer unterbrochen,
Mit süßer Stimme anmutsvoll begann
Dem Grafen ihren Kummer mitzuteilen,
Dabei bemüht, sich möglichst zu beeilen.
3.
Sie sprach: »Ich weiß, die Strafe wird nicht fehlen,
Sie bricht, sobald ich sprechen will, herein;
Denn diese hier wird alles gleich erzählen
Ihm, der mich schloß in diesen Kerker ein.
Und doch will ich die Wahrheit nicht dir hehlen,
Sollt' auch mein Leben drum vernichtet sein.
Denn als mein größtes Glück ich dieses fasse:
Daß er mich eines Tages sterben lasse.
[268]
4.
Ich heiße Isabell – in frühren Tagen
Des Königs von Galicien Kind ich war;
›War‹ heißt's mit Recht, denn jetzt kann ich nur sagen:
Das Kind von Schmerz und Leid bin ich fürwahr.
An allem hat nur Amor Schuld getragen
Und seine Niedertracht, das seh' ich klar:
Beifällig, hold weiß er zuerst zu blicken,
Mit List und Trug uns heimlich zu umstricken.
5.
Wie lebt' ich einst so glücklich: hochgeboren
Und jung und schön dazu und brav und reich!
Arm bin ich nun, vom Unheil auserkoren:
Gibt es ein schlimmes Los, mich trifft es gleich.
Doch höre, was ich weiter noch verloren
Und was mich hergeführt in Unglücks Reich!
Mag mir zu helfen dir auch nicht gelingen,
So wird dein Mitgefühl mir Lindrung bringen.
6.
Mein Vater gab Bayona Ritterspiele,
Es mögen nunmehr wohl zwölf Monde sein,
Die Kunde zog der tapfern Kämpfer viele
Von ferne her in unser Land hinein.
Von allen (fügten solches Amors Ziele?
Leuchtet Verdienst schon durch sich selber ein?)
Gebührte, schien es mir, allein die Krone
Zerbin, des großen Schottenkönigs Sohne.
7.
Ich hatte Taten, die erstaunlich waren,
Dort in den Schranken ihn vollbringen sehn
Und fühlte Liebe, ohn' es zu gewahren;
Als ich es merkte, war's um mich geschehn.
Bin ich durch seine Lieb' auch schlimm gefahren,
Stets wird mir tröstlich in der Seele stehn:
Ich gab mein Herz, zu ruhn auf lautrem Grunde,
Dem Edelsten rings auf dem Erdenrunde.
[269]
8.
Mir war, als ob an Mut dahinten bliebe
Und Schönheit jeder aus der Herren Schar.
Er zeigte mir – und, glaub' ich, fühlte – Liebe;
Daß er wie ich erglühte, sah ich klar.
Auch fehlte nicht, wer Dolmetsch unsrer Triebe
Und eines wie des andern Bote war:
Wir waren noch getrennt von Mund zu Munde,
Vereinigt nur in unsrer Seelen Bunde.
9.
Denn heimwärts schied Zerbin aus unsern Mauern,
Die große Festlichkeit war ja vollbracht.
Weiß ich, was Lieb' ist, weiß ich auch – in Trauern
Blieb ich zurück, sein denkend Tag und Nacht –
Gewiß, in seinem Herzen werde dauern
Ganz ebenso die Glut, die ich entfacht.
Sein Sinnen ging nicht mehr nach kühnem Streite,
Nein, mich nur, mich wollt' er an seine Seite.
10.
Und weil unmöglich (seines Glaubens wegen:
Weil er ja Christ, ich Sarazenin bin)
Vom Vater mich erbitten kann der Degen,
Geht auf Entführung allgemach sein Sinn.
Von unserm Schloß hinaus, das hübsch gelegen
In grünen Auen nach dem Meere hin,
Zieht sich ein schöner Garten nach dem Strande
Mit Aussicht auf die See und Hügellande.
11.
Um doch, was Glaube wehrte, zu gestalten,
Erschien ihm sehr geeignet dieser Ort.
Er ließ mir seinen Plan darauf entfalten,
Ein Leben freudenreich zu führen dort.
Verborgen bei Sankt Martha ließ er halten
Ein heimlich Schiff mit Kriegesvolk an Bord,
Dem Odrich von Biscaya zugewiesen;
Zum Obersten des Heeres macht' er diesen.
[270]
12.
Da, selbst zu kommen, Möglichkeit ihm fehlte
(Weil für die Hilfsschar nach dem Frankenland
Sein alter Vater ihn als Führer wählte),
Ward jener Odrich von ihm hergesandt,
Den er zu seinen treusten Freunden zählte
Und dem sein Herz zumeist war zugewandt.
Er hätte treu sein müssen bis zum Sterben,
Wär's wahr, daß gute Taten Freunde werben.
13.
Er sollt' auf einem Kriegsschiff durch die Wogen
Mich schaffen zu der festgesetzten Zeit.
So kam der langersehnte Tag gezogen,
Im Garten stand ich für die Flucht bereit.
Mit seiner Mannschaft, kampferprobt, verwogen,
An einem Punkte von der Stadt nicht weit,
Gelang's dem Mann, die Landung zu vollbringen
Und leis zu meinem Garten vorzudringen.
14.
Bevor zur Stadt die Kunde noch gedrungen,
War ich auf dem geteerten Fahrzeug schon.
Vom waffenlosen Hausstand, alt' und jungen,
Fand mancher seinen Tod, und andre flohn;
Ein Teil, gefangen, ward aufs Schiff gezwungen.
So ließ ich Heimat, Haus und Nation;
Wie gern – möcht' ich zu sagen fast mich scheuen,
Voll Hoffnung, bald Zerbins mich zu erfreuen.
15.
Wir waren über Mongia dort zur Stelle,
Da zieht ein Sturm auf, von der Linken her;
Ein mächt'ger Windstoß trübt die heitre Helle
Und wirbelt hoch zum Firmament das Meer.
Der Mistral tanzt und häufet Well' auf Welle:
Er wächst und steigt, nimmt weiter überhand
Und wächst und steigt voll Wut und will nicht enden,
Und wenig nützt das Drehen und das Wenden.
[271]
16.
Vergebens refft man Segel, kappt man oben
Den hohen Mast, zerbricht man das Kastell –:
Wir treiben hin, wo, hoch vor uns erhoben,
Die scharfen Klippen dräuen von Rochelle.
Schickt jetzt nicht gnädig Hilfe Der von oben,
So bringt uns grauser Sturm zum Scheitern schnell.
Es jagt der schlimme Wind in größrer Eile
Als je vom Bogen fortgeschnellte Pfeile.
17.
Der von Biscaya sah die Not und wandte
Ein Mittel an, das oft mag trügrisch sein:
Er lief zum Boot, ließ es hinab und sandte
An Tauen mich hinunter mit noch zwein.
Ein andrer Haufe auch zu kommen brannte,
Doch ließen sie die ersten nicht hinein.
Sie hielten mit den Schwertern sie beiseite,
Lösten das Tau und suchten rasch das Weite.
18.
Wir sind ans Land geworfen, doch gelangen
Hinauf, die in das Boot gestiegen sind;
Die mit dem Schiff sind all zugrund gegangen,
Manch Waffenkleid ward Raub für Well' und Wind.
Empor zur ew'gen Lieb' und Güte drangen
Des Herzens Dankgebete, weil, gelind,
Sie mich in Sturmeswut nicht ließ vergehen,
Daß ich den Liebsten dürfe wiedersehen.
19.
Im Schiffe bleiben Kleider und Juwelen,
Kostbare Sachen und Kleinodien mehr;
Soll mir die Hoffnung auf Zerbin nicht fehlen,
Gönn' ich das andre alles gern dem Meer.
Kein Pfad ist von dem Ufer aus zu wählen,
Und keine Herberg zeigt sich ringsumher;
Nur Fels, um dessen Haupt die Winde gellen;
Den Fuß umtoben wilde Meereswellen.
[272]
20.
Doch Amor, der Tyrann, der bei Versprechen
Sich falsch erweist und Treue ganz vergißt
Und sich bemüht, zu hindern und zu brechen,
Wo ein vernünft'ger Plan entstanden ist,
Weiß sich für meine Freud' an mir zu rächen,
Verkehrt mir Glück in Leid durch Hinterlist:
Er, dem Zerbin vertraut in jeder Weise,
Entbrennt in Lust und wird als Freund zu Eise.
21.
Ob er an Bord schon fühlte die Gelüste
Und sie zu äußern nur den Mut nicht fand,
Ob erst der Wunsch an der entlegnen Küste,
Wo volle Muß' er hatte, jetzt entstand? –
Weil keiner wohl ihn jetzt zu hindern wüßte,
Wollt' er die Laune büßen unverwandt.
Nur säh' er gern den einen Mann verschwinden,
Von zweien, die sich noch im Boot befinden.
22.
Ein Mann war's, der Zerbin sich treu bewiesen,
Almonio hieß er, aus dem Schottenland,
Als wackrer Krieger sehr von ihm gepriesen
Damals, da er zu Odrich ward gesandt.
Ob es nicht schade sei, so fragt er diesen,
Wenn ich zu Fuße geh' am Klippenrand,
Und bat ihn, nach Rochelle vorauszugehen,
Nach einem Roß für mich sich umzusehen.
23.
Almonio, ohne irgendwas zu ahnen,
Geht augenblicks, um in den Wald hinein,
Der uns die Stadt verbirgt, sich Weg zu bahnen;
Es mochten kaum zwei kleine Stunden sein.
Und Odrich meint, jetzt in sein böses Planen
Auch jenen andern Schiffsmann einzuweihn,
Weil er kein Mittel weiß, ihn fortzubringen,
Und ihm vertrauen kann in allen Dingen.
[273]
24.
Der eine, der geblieben am Gestade,
Corebo von Bilbao war genannt.
Mit Odrich aufgewachsen, gleiche Pfade
Ging er mit ihm und immer Hand in Hand.
Sich zu enthüllen diesem Freund gerade,
Für ungefährlich der Verräter fand:
Er hofft, die Rücksicht werde überwiegen
Und mehr am Freund ihm als an Tugend liegen.
25.
Doch als Coreb der Brave voll Empören
Den Vorsatz des Genossen drauf vernimmt,
Verräter nennt er ihn und sagt, ihm stören
Werd' er den schnöden Handel ganz bestimmt;
Und nackter Schwerter Klirren läßt sich hören:
Sie schlagen aufeinander dort ergrimmt.
Erschrocken eil' ich, bei der Eisen Klingen
Ins Waldesdickicht fliehend zu entspringen.
26.
Weil Odrich Meister ward in vielen Kriegen,
Geschah's, daß er sogleich in Vorteil kam;
Corebo blieb für tot am Boden liegen.
Dem Schuft, der die Verfolgung unternahm,
Lieh, um mich einzuholen, wohl zum Fliegen
Amor die eignen Flügel wundersam
Und lehrt' ihn Schmeichelreden viel und Flehen,
Um seine Wünsche doch erfüllt zu sehen.
27.
Vergebens. Eh'r hätt' ich den Tod gelitten –
Entschlossen war ich – als ihm willig sein.
Da Drohung nicht verfängt und alles Bitten
So wenig Nutzen bringt wie Schmeichelein,
Ist er zur offenen Gewalt geschritten.
Umsonst mit Flehen dring' ich auf ihn ein,
Daß er der Treue zu Zerbin gedenke
Und mir, der ihm Vertrauten, Schonung schenke.
[274]
28.
Als mein vergeblich Bitten mich belehrte,
Daß keine Hilfe sonst zu hoffen mehr
(Nur immer lüsterner und schlimmer kehrte
Er sich zu mir, so gierig wie ein Bär),
Mit beiden Händen und mit Füßen wehrte
Ich mich und biß und kratzte um mich her,
Bis ich das Kinn ihm und die Haut zerkrallte,
Und schrie, daß es empor zum Himmel schallte.
29.
Ist's Zufall, ist's mein Schrein bei diesem Raufen,
Das eine Stunde weit gewiß wohl gellt,
Ist's, daß auch Leute sonst zum Strande laufen,
Wenn an den Klippen dort ein Schiff zerschellt –
Oben am Berg erscheint ein Menschenhaufen,
Der auf das Meer und uns die Richtung hält.
Als Odrich sieht, daß sie zum Strande ziehen,
Läßt er von mir und wendet sich zum Fliehen.
30.
Vor dem Verräter also war der Haufe
Mir wohl zum Schutz, o Herr; doch wie es geht:
Vom Regen kam ich tüchtig in die Traufe.
Dies Sprichwort, traun, zu gutem Recht besteht.
So schlimm zwar kam's nicht in der Dinge Laufe
(Nicht solcher Bosheit Opfer Ihr mich seht),
Daß sie Gewalt an meinen Körper legten;
Nicht, daß im Herz sie etwa Tugend hegten:
31.
Nein, weil sie so nur größern Vorteil haben:
Als Jungfrau bring' ich ihnen höhern Preis.
Acht Monde, bald sind's neun, bin ich begraben
Lebend'gen Leibes hier in solcher Weis'.
Nicht Hoffnung auf Zerbin mehr kann mich laben,
Denn wie ich aus erlauschten Reden weiß,
Will mich ein Händler jetzt von diesem Haufen
Für einen Sultan der Levante kaufen.«
[275]
32.
So, züchtig und bescheiden, sprach die Traute,
Und oft ein Schluchzen oder Seufzer schnitt
Ab die Musik der engelhaften Laute:
Es hätt' erbarmt wohl Vipern und Granit.
Derweil sie ihre Schmerzen ihm vertraute,
Vielleicht die Qualen lindernd, die sie litt,
An zwanzig Menschen in die Höhle drangen,
Versehn mit Waffen – Messern, Spießen, Stangen.
33.
Des ersten Antlitz, hart und wild zum Grauen,
Hatt' nur ein Aug', das schielend, finster stand;
Das andre ward durch einen Hieb zerhauen,
Durch den ein Stück von Wang' und Nas' entschwand.
Als sie den Ritter in der Höhle schauen,
Spricht jener, zu der Schar zurückgewandt:
»Ein neuer Vogel ist ins Netz gegangen
Von selbst, für den die Maschen gar nicht hangen!«
34.
Zum Grafen sagt er drauf: »Niemals im Leben
Sah ich gefälligern, bequemern Mann.
Hast du's geglaubt? Hat man dir Wink gegeben?
Zeigte man dir's durch einen Boten an,
Daß ich so leichtes braunes Röcklein eben
Und just so schöne Waffen brauchen kann?
Du kommst zur rechten Zeit in jedem Falle,
Um zu erfüllen meine Wünsche alle!«
35.
Roland sprang auf und gab mit bittrem Lachen
Die Antwort, nach dem Räuber hingewandt:
»In einer Münze sollst du Zahlung machen,
Wie sie noch nicht dem Handelsmann bekannt.«
Vom nahen Herd, daraus die Flammen brachen,
Riß er den glühnden rauch'gen Feuerbrand
Und traf durch Zufall da den Mordgesellen,
Wo zu der Nase sich die Braun gesellen.
[276]
36.
Der Brand verzehrte beide Augenlider,
Derweil er größern Schaden links verhieß:
Den unglücksel'gen Teil ja riß er nieder,
Der Sonnenlicht herein vom Himmel ließ;
Nicht nur geblendet hat den Räuber wieder
Der grimme Stoß – nein, zu den Geistern stieß
Er ihn, die Chiron dort mit seinesgleichen
Tief unten weilen läßt in glühnden Teichen.
37.
Ein mächt'ger Tisch auf einem kurzen Beine,
Zwei Spannen dick, tief in die Höhle dringt,
Dran mit der ganzen Sippe im Vereine
Der Diebsgesell die Essenszeit verbringt.
Und mit der Leichtigkeit, wie wohl der feine,
Gewandte Spanier dünne Rohre schwingt,
Schleudert der Graf den Tisch dem Ort entgegen,
Wo dichtgedrängt die Räuber sich bewegen,
38.
Zerschmettert dem die Brust, dem Arm und Hände,
Den Bauch dem, jenem fliegt das Hirn heraus;
Der stirbt, der bleibt ein Krüppel bis ans Ende;
Der, weniger getroffen, flieht hinaus.
So bricht ein starker Steinwurf Seit' und Lende,
Zermalmt die Knochen, leert die Schädel aus
Von Nattern, die nach Winterfrost voll Wonne
Sich glätten und sich ringeln in der Sonne.
39.
Gar viel verschiedne Fälle da erscheinen:
Die stirbt, und ohne Schwanz eilt jene fort;
Die möchte sich verkriechen hinter Steinen,
Das Hinterteil – umsonst – regt diese dort;
Mit jener will's ihr Heil'ger besser meinen:
Sie huscht ins Laub und schleicht an sichern Ort.
Erschrecklich war der Wurf und ohnegleichen;
Nicht wunderbar bei Rolands mächt'gen Streichen.
[277]
40.
Wer leicht verwundet oder heil geblieben,
Hat, sich zu retten, rasch den Fuß gewandt
(Turpin erzählt, es waren grade sieben);
Jedoch am Ausgang, ach, der Ritter stand:
Als sie zusammen waren all getrieben,
Mit einem Strick er ihre Hände band;
Mit einem Stricke wurden sie gebunden,
Den er im Waldhaus grade aufgefunden.
41.
Er bringt die Angeseilten, wo da breitet,
Ein' alte Esche knorriges Geäst;
Der Baum wird mit dem Schwerte zubereitet,
Da schnürt er sie als Rabenfutter fest.
Nicht Haken braucht's, als er zum Werke schreitet,
Die Welt zu säubern rasch von solcher Pest.
Wo aus dem Baum hervor viel Zacken sprangen,
Da ließ er allesamt am Halse hangen.
42.
Mit Heulen floh, die Hände in den Haaren,
Das alte Weib, der Räuber Helferin,
Sobald sie sah, daß tot die andern waren,
Durch Waldesdickicht und Gebüsche hin.
Als sie auf rauhem Weg so fortgefahren
Mit schwerem Schritt und furchterfülltem Sinn,
Traf sie am Flussesrande einen Streiter –
Doch wen, erfahren wir ein wenig weiter
43.
Und schaun nach ihr, die, nicht sie zu verlassen,
Den Paladin fleht gar beweglich an:
Sie woll' ihm folgen; höflich, sich zu fassen,
Ermahnt er sie und tröstet, wie er kann,
Und als, geschmückt mit hellen Rosenmassen,
Im Purpurkleid zu zeigen sich begann
Die weiße Eos und gewohnten Weg ging,
Sah sie, daß Roland mit der Dame weg ging.
[278]
44.
Sie zogen fort, und viele Tage schwanden,
Da nichts geschah, was des Berichtes wert,
Bis unterwegs sie einen Ritter fanden,
Der aus Gefangenschaft war heimgekehrt.
Wer's war, noch sag' ich; jetzt nimmt uns in Banden,
Von der zu hören ihr gewiß begehrt:
Die Tochter Haimons, die wir ja in Schmachten
Verließen und in sehnsuchtsvollem Trachten.
45.
Die Schöne harrt dort am Marseiller Strande
Umsonst auf ihres Rogers Wiederkehr;
Inzwischen macht sie jener Heidenbande,
Und zwar tagtäglich fast, das Leben schwer,
Die raubend auf und ab zog durch die Lande
Von Languedoc und um Provence umher.
Als Lenkerin und Kriegerin von Eisen
Verstand sie sich aufs beste zu beweisen.
46.
Verstrichen war der Zeitraum nun schon lange,
Da er versprach, zu ihr zurückzugehn,
Und als er gar nicht kam, da ward ihr bange,
Denn tausend Böses konnt' ihm ja geschehn.
So stand sie auch einmal mit nasser Wange,
Einsam für sich, da ließ sich jene sehn,
Die mit dem Ring dem Herzen Heilung brachte,
Als es der Hexe Zauber treulos machte.
47.
Wie sie nun ohne Roger hat gesehen –
Nach solcher Zeit! – die gute Magierin,
Erbleicht sie, kann kaum auf den Füßen stehen,
Und fiele um ein Haar vor Schrecken hin.
Doch jene macht, daß Sorgen bald vergehen
(Der Freundin Herz durchschaut ihr kluger Sinn),
Und tröstet sie mit freundlich heitrem Munde,
Gleich einer Trägerin von froher Kunde.
[279]
48.
»Nicht härme dich um Roger,« sprach sie, »Kleine!
Er ist gesund und frisch und liebt dich heiß;
Doch nicht in Freiheit ist er, denn die seine
Nahm, der dir feindlich ist bekannterweis.
Jetzt aber steigst du wohl zu Pferd, ich meine,
Und folgst, um ihn zu sehn, mir auf die Reis'.
Gehorchst du mir, will ich den Weg dir zeigen,
Drauf ihm die Freiheit wird durch dich zu eigen.«
49.
Und sie erzählt, mit welchen Zauberstücken
Der Magier ihn zu täuschen dort verstand
Und mit dem Bild der Jungfrau zu berücken,
Die sich in eines Riesen Armen wand;
Wie er ihn nach dem Schloß mit seinen Tücken
Fortzog und dann vor seinem Blick entschwand,
Und wie er sonst noch einfing Herrn und Damen
Auf gleiche Art, wenn sie des Weges kamen:
50.
Im Zaubrer meint ein jeder den zu schauen,
Den er gerad mit heißem Sehnen sucht:
Ihr Lieb die Ritter, ihren Freund die Frauen.
Wie Leidenschaft die Menschen grad versucht,
So suchen sie im Schlosse voll Vertrauen
Und mühn sich ab, doch ohne jede Frucht.
Und wird auch der Gesuchte nie getroffen,
Sie gehn nicht fort; so stark bleibt Wunsch und Hoffen.
51.
»Wenn deine Schritte«, sprach sie, »hin sich lenken
In die Umgebung beim verhexten Haus,
Gleich kommt dann – Roger sei es, wirst du denken,
Doch Atlas ist es selbst – zu dir heraus
Und zeigt, daß er in schlimmen Zauberränken
Als Meister über alle ragt hinaus,
Um dich als Helferin sich zu gewinnen
Und festzuhalten wie die andren drinnen.
[280]
52.
Damit dich seine Lügen nicht bestricken,
Wie schon so viele, höre wohl mich an:
Erscheint er gleich als Roger deinen Blicken,
Der ›Hilfe!‹ ruft und sich nicht retten kann –
Glaub's nicht und eil', ihn in den Tod zu schicken,
Kommt er an dich ein wenig nah heran!
Und wähne nicht, daß etwa Roger sterbe;
Nein, er, der so viel Plage schafft, verderbe!
53.
Ich weiß ja, töten, wer dir Rogers Züge
Zeigt, scheint wohl hart für dich und grausam schier;
Mißtrau' dem Auge, denke stets, es lüge,
Und Zauberkunst verhehle Wahrheit dir.
Nimm fest dir vor, daß nicht dein Wille trüge,
Bevor du hingehst in den Wald mit mir;
Für ewig hast du Roger aufgegeben,
Läßt deine Feigheit jenen Zaubrer leben!«
54.
Dem falschen Mann ein Ende zu bereiten
Entschlossen, schickt die tapfre Maid sich an,
Gewappnet jetzt Melissa zu begleiten;
Sie weiß, wie sehr sie ihr vertrauen kann.
Die drängt in Eil' durch Wald und Flurenweiten
Von früh zum Abend vorwärts drauf und dran,
Bemüht dabei, durch freundlich Unterhalten
Des Weges Mühn geringer zu gestalten
55.
Und namentlich ihr neu ans Herz zu legen:
Sie und ihr Roger sind von Gott bestellt,
Ahnen zu werden von erlesnen Degen,
Halbgöttern, Fürsten, Zierden dieser Welt.
Denn was Verborgnes ew'ge Götter hegen,
Vor ihrem Seherblicke sich erhellt,
Und alles weiß sie drum vorherzusagen,
Was einst geschehen wird in fernen Tagen.
[281]
56.
»O kluge Führerin, du hast vor Jahren«,
Sprach zu der guten Fee die edle Magd,
»Gar vieles schon von hoher Männer Scharen
Meines Geschlechtes mir vorausgesagt,
So möcht' ich jetzt von einer Frau erfahren
Aus meinem Stamm, die über andre ragt
Und, schön und gut, erringt die höchsten Preise.«
Und freundlich drauf erwiderte die Weise:
57.
»Hervor aus deinem Stamme sollen gehen
Königs- und Kaisermütter; keusche Fraun
Werden als Säulen großer Reiche stehen
Und neu erlauchte Häuser auferbaun,
Im Frauenkleid so würdig anzusehen,
Wie nur die hehrsten Ritter sind zu schaun:
Hochherzig, fromm, an Klugheit unerreichbar,
Voll Edelsinn und Tugend unvergleichbar.
58.
Sollt' ich von jeder Einzelnen erzählen,
Die dem erlauchten Stamm wohl Ehre macht,
Es wär' zu viel; denn keine würde fehlen,
Würdig, daß ihrer rühmend sei gedacht.
Ein paar nur unter tausend will ich wählen;
Sonst würde nie der Stoff zu End' gebracht.
Du fragtest in der Höhle nicht nach ihnen:
Sie wären dir im Bilde dort erschienen.
59.
Dem hehren Haus entsprießt an erster Stelle
Der hohen Werk' und Studien Schützerin
(Macht Huld und Schönheit mehr den Namen helle
Oder ein reiner und ein weiser Sinn?),
Die edle, die großherz'ge Isabelle,
Die lichten Glanz mit ihrem Geiste hin
Zum Land am Menzo-Ufer weiß zu ziehen,
Dem Ocnus' Mutter Namen hat verliehen;
[282]
60.
Wo sich ihr edler Wettstreit soll erheben
Mit ihm, dem ehrenreichen Ehgemahl,
Wer mehr an hoher Tugend glänz' im Leben
Und feine Sitte fördre allzumal.
Wenn er Italien hat am Tarus eben
Befreit von wüster Gallier Plag' und Qual,
Sagt sie: ›Weil keuschen Wandels stets beflissen,
Weicht nicht Penelope an Ruhm Ulyssen.‹
61.
Mein kurzes Wort vermag nur anzudeuten
Der Dame Wert, und ungesagt bleibt mehr
Von dem, was – als ich fortfloh von den Leuten –
Merlin mir kündete vom Steine her.
Durchführ' ich alle Flut, sie auszubeuten,
Dem Tiphys, traun, ich überlegen wär';
Und nun zum Schluß: was gut ist, wird auf Erden
Durch Gott und auch durch eigne Tugend werden.
62.
Ihr wird Beatrix Schwester sein, und schmücken
Wird sie der schöne Name stets mit Recht,
Ihr wird das höchste Gut in allen Stücken,
Das nur vergönnt dem irdischen Geschlecht.
Sie soll von allen Fürsten reich beglücken
Den Gatten, aber, ach, des Unglücks Knecht
Wird er, wenn sie die Erdenwelt verlassen
Und des Geschickes Arme ihn umfassen.
63.
Solange sie zu atmen ist imstande,
Werden Viscontis Schlangen furchtbar sein
Wie Moro Sforza, bis zum roten Strande
Vom Nord; – vom Indus in dein Meer hinein.
Stirbt sie, droht Knechtschaft dem Insubrerlande:
Auf ganz Italien dann bricht Not herein
Und Schmach und Pein; der höchsten Klugheit Walten
Wird – ohne sie – für Zufall nur gehalten.
[283]
64.
Gleichnam'gen andern soll noch Ruhm gebühren,
Die früher kommen um gar manches Jahr:
Pannoniens Krone wird die eine spüren
Als Königin auf dem gesalbten Haar,
Und eine wird der Heil'gen Namen führen,
Wenn sie entrückt ist in die sel'ge Schar,
Verehrt im Reich ausonischer Gefilde
Mit Weihrauch und gelobtem frommem Bilde.
65.
Lang ist – ich sagt's – die Reih': ich muß verschweigen
Die andern; Zeit fehlt, sie zu nennen all,
Ob jede wert auch sei, daß heller Reigen
Sie grüß' und der Trompeten lauter Schall.
Ich kann nicht alle die Lucrezien zeigen,
Konstanzen, Bianken, deren Ruhmeshall
Sie preisen wird durch ganz Italias Gauen
Als Herrscherinnen, Mütter, edle Frauen.
66.
Mehr als in andern Häusern sind die Deinen
Beglückt durch ihre Frauen hehr und traut;
Dein Haus soll hell nicht nur durch Töchter scheinen,
Auch durch die Gattin und die edle Braut.
Daß klar dir sei Merlins des Weisen Meinen,
Will ich von dem, was er mir anvertraut,
Vielleicht, um es dir weiter vorzutragen
– Und sehr verlangt mich dies –, noch etwas sagen:
67.
Zuerst Ricciarda nenn' ich, hoch zu preisen
Für edlen Sinn und standhaft festen Mut:
Jung Witwe, sieht sie grollend sich erweisen
Das Glück – oft leiden muß der Mensch, der wirklich gut –;
Die Kinder, die des Throns beraubten Waisen,
Geht sie besuchen, fern, in Feindes Hut –
Die zarten Sprossen in der Gegner Händen!
Doch schließlich wird ihr Leid in Glück sich wenden.
[284]
68.
Vom Stamm des alten Aragon verschweigen
Nicht darf ich die erlauchte Königin:
Die alten Bücher wissen kaum zu zeigen
Solch edle Griechin oder Römerin,
Und keiner will das Glück sich holder neigen;
Denn ihr entspringt nach Gottes gnäd'gem Sinn
Ein Dreiblatt, strahlend in des Ruhmes Helle:
Alfons mit Hippolyt und Isabelle.
69.
Lenore wird in eurem Glücksbaum bauen;
Die Hohe wird dem edlen Stamm vermählt.
Darf ich genug zu feiern mich getrauen
Die zweite Schnur und Erbin auserwählt,
Lucrezia Borgia, sie, die Zier der Frauen,
Der keine Schönheit, keine Tugend fehlt?
Stets wächst ihr Glück, wie eine junge Pflanze
Im lockern Erdreich wächst beim Sonnenglanze.
70.
Was Zinn ist vor dem Silber, Blech vor Golde,
Was vor dem Lorbeer ist die blasse Weid'
Und Ackermohn vor voller Rosendolde,
Glas vor des edlen Steines Herrlichkeit,
Ist einst vor dir, noch ungeborne Holde,
Jedwede Schöne, sei es Frau, sei's Maid,
Die jemals ward um Geist und Huld gepriesen,
Was sich auch Hohes hab' an ihr erwiesen.
71.
Doch was man immer mag an ihr erheben
Und was die Lebende, die Tote ehrt,
Am höchsten lobt man dies: sie weiß zu geben
Den Kindern fürstlich Wesen, Art und Wert
Und legt den Grund, daß glänzend sich im Leben
Im Frieden jeder wie im Krieg bewährt.
Mag ein Geruch in neuem Krug sich finden,
Gut oder schlecht – er wird nicht leicht verschwinden.
[285]
72.
Ich will dir nicht Renatas Ruhm verschließen,
Die man dereinst als Schnur der vor'gen kennt:
Dem zwölften Ludwig wird das Kind entsprießen
Und ihr, die man Bretagnens Glorie nennt.
Was Frauen ziert, seitdem die Ströme fließen
Dem Meere zu, seitdem das Feuer brennt,
Seitdem der Himmel kreist – wird sich vereinen,
Um als ein Schmuck Renatas hell zu scheinen.
73.
Gern spräch' ich noch von Alda von Sansogna
Und von der Gräfin von Celano hier,
Von der Prinzessin auch von Catalonia
Und von Siziliens Königstochter dir,
Auch von der schönen Lippa von Bologna
Und sonst noch andern; doch das hieße schier,
Wollt' ich berichten, was zu sagen wäre,
Ich führe hin auf uferlosem Meere.«
74.
So gab sie dem erfreuten Mädchen Kunde
Von künft'gem Stamm und hehrer Enkel Schar
Und machte nochmals mit beredtem Munde
Die Lage Rogers im Palaste klar.
Dann blieb sie stehn: die Landschaft in der Runde
Schon vom Bereich des alten Zaubrers war,
Und weiter nicht gedachte sie zu gehen;
Leicht hätte ja sonst Atlas sie gesehen.
75.
Sie mahnt, auf den gegebnen Rat zu bauen
Und alles, das sie oft ihr eingeprägt,
Dann geht sie. Bradamant hat durch die Auen
Und Wald zwei Meilen kaum zurückgelegt,
Da meint sie ihren Roger zu erschauen,
Und auf ihn ein mit grausen Hieben schlägt
Ein Riesenpaar, die mächt'gen Schwerter hebend,
Und schon erscheint er ihr mehr tot als lebend.
[286]
76.
Die Dame sah gefährdet, glückverlassen
Ihn, der ihr Rogers Antlitz zugewandt,
Da wollte fester Glaube ihr erblassen;
Mit eins ihr ganzer Plan und Vorsatz schwand.
Melissa, meint sie, müsse Roger hassen
Ob Kränkung und Beleid'gung unbekannt
Und suche nur in bösem Rachetriebe,
Daß sie jetzt töten solle, den sie liebe.
77.
Sie sprach bei sich: Ist das nicht Roger, wehe!
Den stets mein Herz schaut, jetzt die Augen schaun?
Wenn ich ihn jetzt nicht kenne, jetzt nicht sehe,
Wen zu erkennen soll ich mehr vertraun?
Will ich, daß andrer Wähnen höher stehe?
Soll ich nicht auf mein eigen Urteil baun?
Auch ohne Augen, nur durch sich alleine
Fühlt ja das Herz, ob nah, ob fern der eine!
78.
Da hört sie einen Hilferuf erklingen,
Und Rogers Stimme scheint es ihr zu sein;
Sie sieht ihn fortfliehn auf des Windes Schwingen,
Verhängten Zügels, in den Wald hinein,
Und jene beiden wilden Riesen dringen,
In vollem Lauf sich tummelnd, hinterdrein.
Das Fräulein reitet gleichen Weg mit Hast hin
Und kommt zu dem verzauberten Palast hin.
79.
Sobald sie eingetreten in die Pforte,
Bleibt jene Sinnverwirrung auch nicht aus:
Sie sucht gradaus und krumm, an jedem Orte,
Oben und unten, in und außerm Haus
Bei Tag und Nacht; denn starke Zauberworte
Sprach Atlas, und dabei lief's da hinaus,
Daß beide, scheint's, einander sprechen, sehen,
Doch ohn' Erkennen sich vorübergehen.
[287]
80.
Wir lassen sie – mög' Euch in keiner Weise
Betrüben, daß sie noch verbleibt im Bann,
Weil ich, wenn's Zeit ist, daß sie weiterreise,
Sie, und auch Roger dann, erlösen kann.
So wie den Appetit reizt neue Speise,
So darf ich, will mir scheinen, dann und wann
Abwechslung der Erzählung Euch bescheren,
Um böse Langeweile abzuwehren.
81.
Aus vielen Fäden muß ja das Gewebe,
Das ich bereite, fein gewoben sein;
So hoff' ich, daß man Einspruch nicht erhebe,
Wenn ich zur Zeit der Mohren Kriegerreihn
Und König Agramant hier Zutritt gebe,
Der – Drohung ist's ins Lilienheer hinein –
Zu neuer Heerschau lädt die Kämpfer alle,
Der Zahl gewiß zu sein in jedem Falle:
82.
Nicht nur vom Fußvolk viel und viele Reiter
Des ganzen Mohrenlandes fehlten ja,
Auch Führer, jene schlachterprobten Streiter
Von Spanien, Libyen und Äthiopia,
Und die Kolonnen standen ohne Leiter,
Die Völkerscharen ohne Feldherrn da.
Ordnung und Leitung überall zu schaffen,
Rief er zur Heerschau alles Volk in Waffen.
83.
Und wo er Lücken in dem Heer erkannte,
Von Schlachten oder sonst von Waffenstreit,
Da wurden viele frisch durch Abgesandte
Aus Afrika und Spanien eingereiht;
Wobei er jedem seine Truppe nannte
Und ihm den Führer wies zu gleicher Zeit.
Erlaubt mir, Herr, daß ich im nächsten Sange
Zur Schilderung der Heeresschau gelange.
Ausgewählte Ausgaben von
Der rasende Roland
|
Buchempfehlung
Beate Heinold lebt seit dem Tode ihres Mannes allein mit ihrem Sohn Hugo in einer Villa am See und versucht, ihn vor möglichen erotischen Abenteuern abzuschirmen. Indes gibt sie selbst dem Werben des jungen Fritz, einem Schulfreund von Hugo, nach und verliert sich zwischen erotischen Wunschvorstellungen, Schuld- und Schamgefühlen.
64 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro