[10] Volpino, Franzel die Stubenmagd, hernach die Lisel.
FRÄNZL. Guten Tag Herr Volpino! Sie reibet Koffee.
VOLPIN. Schöne Dank Jungfer Franzel. Giebts viel zu thun?
FRÄNZL. Entsetzlich viel. Heute kommen die zwey Amanten von meinen Frauen schon wieder zum Frühstück. – Bald werd ichs nicht mehr aushalten können.[10]
VOLPIN. Wie so?
FRÄNZL. Tag und Nacht kein Friede. – Ich werde froh seyn, wenn diese Heurath wird vorbey seyn.
VOLPIN. Wie? sollte dieser kurzer Bekanntschaft schon so weit gekommen seyn?
FRÄNZL. Natürlich: man redet schon überlaut von Versprechen.
VOLPIN. Wie hat dann dieses zugegangen?
FRÄNZL. Ganz ungezwungen. Die zwey Herren haben Geld und können Musik; und meine zwey Frauen haben auch Geld, und sind Liebhaberinnen von der Musik.
VOLPIN. Wie viel Geld haben sie?
FRÄNZL. Jede hat 40000 haare Gulden.
VOLPIN. Bagatelle! ist dann euer verstorbener Herr so reich gewesen?
FRÄNZL. Beym Auskehren hat sich so viel gefunden. – Man redet freylich bedenklich von diesem Vermögen. Man sagt: er seye im vorigen Krieg Proviantofficier bey der Armee gewesen.
VOLPIN. A propos! Was für Musik können die zwey Herren?
FRÄNZL. So viel ich verstehe, so röhret einer den Baß, und der andere fidlet auf der Geige, und sumset auch ein wenig.
VOLPIN. Ich bedaure die Jungfer von meiner Herz, wegen die viele Strapazzi, und die wenige Verdienst.[11]
FRÄNZL. Ja mein lieber Herr Volpino, was das unausstehlichste ist, so sind meine zwey Frauen eine Zeit her so räppelköpfig, daß man ihnen nichts mehr recht machen kann.
Aria.
Von der Fränzl.
Wir Stubenmägde sind fürwahr
Geplagte Kreaturen,
Ich diene hier schon sieben Jahr'
Treu, fleißig, ohne Murren;
Und doch geht keine Stund vorbey,
So lärmen Sie, so ist ein G'schrey.
Erst wenn ich fehl', was menschlich ist,
Wie sind sie nicht erbittert?
Fast wie ein Wolf, der Lämmer frißt,
der schnaubt und tobt, und fippert.
Dann geht's aus vollem Hals zu mir,
Du Talk, du Tatsch, du Trampelthier
Was schandlos ist, verschweig ich hier.
Geht ab.
VOLPIN. Ha! Daß ist vortreflich zu meiner Plan.
LISEL ruft bey der Thür. Volpin! Komm in das Eintrittzimmer. Er nimmt seinen Werkzeug und geht ab.[12]