Zwölfter Auftritt.

[60] Reitbahn. Der Notarius.


REITBAHN. Herr! wenn ich die Schäcken bekomme, so zahl' ich ihm sechsfache Taxe für den Heyrathsbrief.

NOTARIAS. Es ist wahr, Euer hochgräfl. Gnaden, die Pferde sind unvergleichlich.

REITBAHN. Voll Vermögen! was das arbeitet! was das vorgreift!

NOTARIUS. Sie müssen noch wenig vor dem Pfluge gegangen seyn.

REITBAHN. Vor dem Pfluge? der Herr ist ein Narr. Wer wird solche Pferde an den Pflug spannen?[60]

NOTARIUS. Und doch, gnädiger Herr, ich sahe schon Schäcken am Pfluge ziehen.

REITBAHN. Ich sah auch schon Rechtsgelehrte im Narrenhause; gehören deßwegen Alle Rechtsgelehrte dahin?

NOTARIUS. Ey ey ey! gnädiger Herr! Rechtsgelehrte mit Pferden zu vergleichen – mit Thieren, die keinen Intellectum haben, kein Ratiocinium –

REITBAHN. Kein Ratiocinium? wer sagt das?

NOTARIUS. Alle Philosophi.

REITBAHN. Philosophi? Dummköpfe, die kein Pferd kennen, und durch ihr ganzes Leben zu Fuße herum laufen. Glaubt der Herr, der romanische Prinz, oder Kaiser, was er war, hat seinen Schimmel ohne Ursache zum Bürgermeister gemacht?

NOTARIUS. Ja, priscis temporibus, vor Seiten –

REITBAHN. Zu allen Zeiten. Ich selbst hatte Pferde, mit denen ich hundertmal den Hals gebrochen hätte, wenn sie nicht mehr Ratiocinium gehabt hätten als Ich; und ich bin doch ein Cavalier. Der Herr glaubt nicht, was ein Pferd für Verstand hat.

NOTARIUS. Ideas confusas, das haben sie wohl: allein –

REITBAHN. Still! ich sehe sie schon kommen. Der Herr muß Zeuge vom Handel seyn!

NOTARIUS. Sorgen Euer hochgräfliche Gnaden nicht! wenn sich der Herr Major mit einem halben Worte verfänglich macht, so soll es so viel seyn, als ob er zehn ganze gesprochen hätte.


Quelle:
Cornelius von Ayrenhoff: Sämmtliche Werke. Band 3, Wien 1802, S. 60-61.
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