Sechzehnte Szene

[34] Ein anderes Zimmer mit einer Mitteltür. Therese. Müller.


MÜLLER im eifrigen Gespräch. So hören Sie mich nur ganz an.

THERESE. Nein, nein, mein Kind ist mir lieber, ich brauche Ihren Schmuck nicht.

MÜLLER. Sie erhalten Ihre Tochter ja auch wieder, wenn der Herr Gemahl nur erst eingewilligt hat.

THERESE. Die Sache ist zu kurios, wenn Sie nur die verwünschte Flucht wegließen – ich kann mich nicht dazu verstehen!

MÜLLER. Wie kindisch Sie sind! Sie wollen das Glück Ihrer Tochter, aber es soll Ihnen mit offenen Armen entgegenkommen. Wenn Sie die Welt ein wenig kennen würden, so müßten Sie begreifen, daß man heutzutage gerade nicht viel Worte braucht, um gegen einen Schmuck von zehntausend Gulden ein Mädchen zu bekommen.

THERESE. Nun in Gottes Namen! Ich hol sie! Machen Sie's klug, denn das Mädchen ist nicht dumm.

MÜLLER. Das weiß ich; sorgen Sie nicht, und spielen nur auch Sie Ihre Rolle gut.

THERESE seufzt. Nun gut, ich gehe, mein armes Käthchen zu holen. Sie geht ab.


Quelle:
Das Wiener Volkstheater in seinen schönsten Stücken. Leipzig 1960, S. 34.
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