Biographie

Johann Gustav Gottlieb Büsching
Johann Gustav Gottlieb Büsching

1783

Am 19. September wird Büsching in Berlin als zwölftes (von dreizehn) Kindern des Geographen Anton Friedrich Büsching geboren. Im Alter von drei Jahren verliert er seinen Vater.


1806

Studium der Rechte in Halle und Erlangen mit Abschluß des Referendarexamens. Anstellung als Referendar bei der Regierung in Berlin. Unter dem Eindruck der Schlacht von Jena schließt er sich jedoch als freier Schriftsteller dem Kreis um seinen Freund Friedrich Heinrich von der Hagen an.


1807

Sammlung deutscher Volkslieder.


1810

Büsching erhält den Auftrag, die säkularisierten schlesischen Klöster und Stifte zu bereisen, um eine Bestandsaufnahme der wissenschaftlichen und Kunstschätze vorzunehmen mit dem Ziel der Neuorganisation des Bibliotheks- und Archivwesens.


18111825

Als Archivar (1811) findet Büsching an dem von ihm begründeten Schlesischen Provinzialarchiv in Breslau eine Anstellung. Nach seiner Habilitation (1816) lehrt er an der Universität Breslau (Neugründung 1811 als erste preußische Volluniversität) als außerordentlicher Professor »historiae artis medii aevi rerumque diplomaticarum«.


1812

Drei Monate vor Erscheinen der »Kinder- u. Hausmärchen« der Brüder Grimm legt Büsching eine Ausgabe mit »Volks-Sagen, Märchen und Legenden« vor, die 104 nach Regionen gegliederte Stücke in 84 gezählten Texten umfaßt und bereits manchen Text enthält, der später in den Grimmschen Märchen- und Sagensammlungen begegnet, obwohl die Brüder Grimm im Vorwort ihrer Sagensammlung behaupteten: »Aus der neuesten Büschingischen war für uns nichts zu nehmen.« Büsching macht wie schon Otmar (d.i. Johann Carl Christoph Nachtigal) in seiner Sammlung »Volcks-Sagen« (1800) genaue Herkunftsangaben zu seinen Vorlagen und weist auf verwandte Themen und Motive hin. Außerdem dokumentiert er in einer Übersicht »Bücher, welche Deutsche Volkssagen und Mährchen ausschließend enthalten« (S. 466–474). Wie Chr. Wilhelm Günther (1787) und Albert Ludwig Grimm (1809) verwendet er den Begriff ›Kindermärchen‹, hier für die beiden, später vor allem durch die Grimmsche Sammlung bekannten Stücke nach Philipp Otto Runge »Von den Mahandelboom« und »Von dem Fischer und syne Fru« und für drei mündliche und »unbekannte« aus der Uckermark. Im Vorwort erinnert Büsching an seine Begegnung mit Märchen (s. bes. S. IX f., XVIII, XXIII). Allgemein schätzt er besonders die Märchen von Musäus, Naubert und Tieck und betont den positiven Wert von Märchen und Sagen (die Begriffe stehen undifferenziert nebeneinander), die vor dem Vergessen bewahrt werden müssen (Rettungsgedanke). Die Brüder Grimm gehen mit dem ›Konkurrenten‹ Büsching hart ins Gericht. Nach Eintreffen eines Exemplars von Büschings »Volks-Sagen, Märchen und Legenden« schreibt Wilhelm am 10.6.1812 empört seinem Bruder: »der Esel [bei ihm wiederholt die Bezeichnung für einen Menschen, der ihn sehr ärgerte] hat den Machandelboom u. Pispott darin abdrucken laßen, es war das erste, was mir in die Augen fiel, sonst ist es sehr dürftig und blos aus den Rübezahlgeschichten der böhm. und schles. Chroniken zusammengeworfen.« Die Geringschätzung der Sammlung geht jedoch nicht so weit, als daß nun gar nichts daraus hätte verwertet werden können. Wörtliche Entlehnungen aus Büschings Sammlung sind in Grimms Nr. 29, 61, 63 und 142 eingegangen.


1823

Ernennung zum ordentlichen Professor der Altertumswissenschaften.


1829

Am 4. Mai stirbt Büsching in Breslau.


Autor der Biografie: Hans-Jörg Uther