515. Die Glocke in Warsow.

[375] Als die Glocke, die jetzt in der Kirche zu Warsow (bei Schwerin) hängt, gegossen wurde und der Meister eben die Glockenspeise in die Form auslaufen lassen wollte, da ging er noch mal weg und der Lehrjunge blieb allein bei der Glocke. Dem kam so 'ne Lust an, die Glocke selbst zu gießen und er zog den Zapfen heraus und ließ das Metall in die Form laufen. Wie der Meister zurückkam, glaubte er, das ganze Werk sei verdorben und stach im Zorn den Lehrjungen todt. Die Glocke hat einen wunderschönen Ton, aber sie ruft immer noch:


›Schad is, Schad is,

Dat de Lirjung dod is.‹


Mündlich aus Warsow durch Rehberg in Parchim. Nach anderer Fassung, von Ad. Brandt aus Klein-Rogahn mitgetheilt, hatte der Meister mehrere vergebliche Versuche gemacht, die mißlungen waren, bis es dem Lehrburschen gelang. Vgl. Niederh. 1, 127. Brandt berichtet noch, daß, als die Glocke später nach Schwerin gebracht werden sollte, zwölf Pferde sie nicht über die Feldscheide bringen konnten; sie wurde daher von acht Ochsen nach Warsow zurückgezogen. Vgl. Müllenhoff S. 119. WS. 340. Temme, Sagen der Altmark 11.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 375-376.
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