Dritte Szene.

[307] Baron Ringelstern versteckt. Unruh. Katharine von Rosen. Ernestine.


KATHARINE. Wo bleibt er nur?

ERNESTINE. Beruhigen Sie sich doch![307]

UNRUH tritt vor. Da komm' ich außer Atem –

KATHARINE. Sind die Pferde besorgt?

UNRUH. Ja, zwei prächtige Tiere. Sie rennen, daß es eine Freude ist.

BARON tritt etwas vor. Ist er verrückt?

KATHARINE. Sind sie schon da?

UNRUH. Noch nicht. Morgen mittags, Punkt zwölf Uhr, werden sie ihre Aufwartung machen.

BARON tritt zurück. Ach so –

KATHARINE. Morgen? Ich will heute fort.

UNRUH. Verzeihen Euer Gnaden, das geht nicht.

KATHARINE. Warum nicht? Ich bezahle.

UNRUH. Und wenn Sie ein Königreich für ein Pferd geben, es ist unmöglich. Es gibt nur zwanzig am Ort, zwölf bestellte der – Dingsche Gesandte, vier Se. Exzellenz der Herr Minister, sechs braucht die Post –

KATHARINE. Das sind ja schon mehr als zwanzig!

UNRUH. Eben darum! Wie gesagt, heute ist's unmöglich; aber bis morgen mittag zweifle ich gar nicht –

KATHARINE. Er zweifelt nicht! – Gut, ich will morgen reisen. Aber am frühesten Morgen. Um vier Uhr, um drei Uhr, um zwei Uhr.

UNRUH. Das geht wieder nicht an. Die armen Beste müssen ja auch schlafen. Und dann – wissen denn Euer Gnaden nicht? Morgen gibt der hohe Adel ein déjeûner dansant im Rosental, zwei Stunden von hier. Dazu ist wieder von vier an alles Vierfüßige pränumeriert. Darum zweifle ich, ob selbst bis Mittag –

KATHARINE. Es ist zum Verzweifeln!

BARON versteckt. Der Schurke lügt zum Küssen –

KATHARINE. Mein Freund, ich versprach ihm einen Dukaten, er hätte zwei, drei verdienen können; aber ich sehe, er ist ein Dummkopf!

UNRUH leise zum Baron. Drei Dukaten und ein Dummkopf! Bitte um Entschädigung.


Quelle:
Eduard von Bauernfeld: Ausgewählte Werke in vier Bänden. Band 1, Leipzig [o.J.], S. 307-308.
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