Zwölfte Szene.

[339] Cäcilie. Sittig.


SITTIG halb für sich. Wenn er doch seine Possen lassen könnte!

CÄCILIE nähert sich ihm langsam. August –

SITTIG. Mein Fräulein –

CÄCILIE. Haben Sie mir verziehen?

SITTIG überrascht. Cäcilie –

CÄCILIE. Ich war töricht, launisch – Ihr Freund hat mich aufgeklärt – Wie Schuppen fiel's mir von den Augen, ich will mich[339] ändern – – nein! Ich will den fremden, kranken Stoff aus mir vertreiben, ich will völlig sein, was ich bin.

SITTIG. Cäcilie! Diese himmlische Güte! Wie konnt' ich Sie verkennen, verletzen –

CÄCILIE hält ihm die Hand an den Mund, die er küßt. Stille, mein Freund! Ich hab' es nicht besser verdient; aber Sie konnten gestern immer ein wenig leiser sprechen.

SITTIG. Ach, wie bin ich mit einem Ruck wieder glücklich, zufrieden, selig!

CÄCILIE. Sind Sie das?

SITTIG. Gewiß! Meine Teuerste, meine Geliebte, meine Braut!

CÄCILIE. Lieber August!

SITTIG. Meine liebe Braut! Will sie umarmen.

CÄCILIE hält ihn sanft zurück. Genug mein Freund! Gehen wir zur Mama.

Quelle:
Eduard von Bauernfeld: Ausgewählte Werke in vier Bänden. Band 1, Leipzig [o.J.], S. 339-340.
Lizenz:
Kategorien: