[342] Katharine. Cäcilie.
CÄCILIE. Ein liebenswürdiger Mann, der Präsident – so heiter, so gesprächig –
KATHARINE. Ganz gewiß. Aber sein Neffe sah sehr ernsthaft aus.
CÄCILIE. Gegen seine Gewohnheit. Warum bleibt nicht bei uns? Kümmert ihn das Draco-Cephalum, welches, glaub' ich, auf deutsch Drachenkopf heißt? Unsere Köpfe sind doch weit interessanter!
KATHARINE. Wer weiß! Sein Onkel sagte etwas –
CÄCILIE. Auch der Neffe war nicht stumm; seine Augen sprachen ganze Abhandlungen.[342]
KATHARINE. So? Ich hab' ihn kaum angesehen.
CÄCILIE. Ich um so mehr. Wenn Sie den Mann ganz kennen würden! Ich hab' ihm viel zu danken.
KATHARINE. Wirklich? – Liebe Freundin, wollen wir nicht das lästige »Sie« wegwerfen? Sie nannten mich vorhin Schwester. Schwestern pflegen sich »Du« zu nennen.
CÄCILIE. Von ganzem Herzen.
KATHARINE. Also – du.
CÄCILIE. Du Schwester! Umarmen sich.
KATHARINE. Schwester Cäcilie, was hast du denn dem Baron zu danken?
CÄCILIE. Mich selbst, die Erkenntnis meiner Fehler; ich werde ein langes Gespräch nie vergessen, wo er mir alle meine Verkehrtheiten so lebendig und doch so schonend vorhielt; ich bin seitdem ganz verändert.
KATHARINE. Sonderbar! Auch ich hatte ein ähnliches Gespräch mit ihm, aber es war ganz kurz. – Ich habe viele Fehler, ein Gespräch wird mich nicht bessern.
CÄCILIE. Da läßt sich helfen, man spricht öfter.
KATHARINE. Ich glaube, Sie lachen mich aus. Ist das recht?
CÄCILIE. Du vergißt auf das Duzen. Du wirst Strafe zahlen müssen.
KATHARINE. Wenn du boshaft bist, nehm' ich das Du ganz zurück.