281. Hüggeleschmied

[204] Nahe beim Dorfe Hagen in der Nähe von Osnabrück ist ein Erzberg gelegen, der heißt der Hüggele, darin hat es vordessen Goldes und Silbers in Fülle gegeben, und hatte auch eine Höhle, in der wohnte ein seltsamer Schmied, in manchen Dingen dem Grinkenschmied verwandt. Er war ein guter Mann beim Leben gewesen und hatte in Osnabrück gewohnt, aber als an einem Sonntag seine Frau aus der Kirche ging und vom Blitz erschlagen wurde, da war er in Verzweiflung gefallen, hatte gegen Gott gemurrt und sich selbst verwünscht. Und da war ein ehrwürdiger alter Mann zu ihm gekommen mit langem weißen Bart, der hatte ihn heißen mit sich gehen und hatte ihn in die Höhle des Hüggele geführt, da solle er über die Berggeister die Aufsicht führen und selbst schaffen[204] und durch rastlose Arbeit büßen. Da hat der Hüggeler stetig geschafft und gehämmert, viel Geräte gefertigt, auch die Pferde beschlagen; die Leute kamen dann, banden das Pferd an einen Pfahl und verließen es auf eine Zeit. Wann sie wiederkamen, war es beschlagen; da legten sie den Lohn auf einen Stein und führten das Pferd hinweg. Sehen ließ sich der Hüggeleschmied niemals. Ein Bursche, von Habsucht verblendet, drang einstmals in Hüggeleschmieds Höhle ein und heischte Gold von ihm. Hüggeleschmied schenkte ihm eine goldene Pflugschar. Kaum war er heraus, so wollte er proben, ob sie auch wirklich Gold sei, und fuhr mit der Hand daran. Im Nu hatte er sich die ganze Hand verbrannt, und was in der Höhle Gold geschienen, war beim Tageslicht nur Glut. Dann war es eine Pflugschar von Eisen. Hätte der Narr fleißig mit ihr geackert, wäre er reich geworden, so aber verfluchte er die Pflugschar und den Hüggeleschmied ob der verbrannten Hand, da fuhr die Pflugschar in die Erde hinein und war da gewesen, im Hineinfahren aber erglänzte sie doch wieder wie gediegenes Gold.

Quelle:
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 204-205.
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