565. Tripstrill

[386] Es ist eine gemeine Scherzrede im Vogtlande und dem angrenzenden Thüringen und Sachsen, daß auf die neugierige Frage, wohin man gehe, wenn nicht für nötig befunden wird, dem Frager die Wahrheit zu berichten, man antwortet: Nach Tripstrill! Dieser Scherz haftet am Städtlein Triptis, und hat es damit folgende Bewandtnis. Drei Schlösser oder Burgfesten soll es einst in der Gegend, wo jetzt die Stadt Triptis liegt, gegeben haben – die eine auf dem großen Hocker, die andere da, wo jetzt das Schloßgebäude steht, und die dritte da, wo jetzt der Friedhof befindlich; diese drei Burgen nannte man das Trio oder Drillo, und wurde daraus der Scherzname Trips-Trill gebildet.

Bei Triptis ist eine Quelle befindlich, die heutzutage den nicht schönen Namen die Pfütze führt, und man sagt von ihr scherzhaft: Die Pfütze hängt über die Weide. Vor alten Zeiten war dort ein angenehmes, schattenreiches Plätzchen. Eine uralte und große Weide stand dort, übergrünte Quelle und Rasen und hatte eine starke Wurzel unter dem Wasser hingetrieben, die man in der klaren Flut sah und immer noch sieht. Es war dieselbe Quelle, in welcher die schöne Gräfin von Groitzsch vorahnend das Bild ihres künftigen Gemahls erblickte. Doch die Weide starb ab, und nur die Wurzel blieb; weil nun über ihr das Wasser steht, bildete sich das Scherzwort im Volke aus: Die Pfütze hängt über die Weide.

Quelle:
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 386.
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