893. Die Landschaden

[579] Hoch überm Neckartale bei Neckarsteinach heben sich vier Burgen, deren eine Schadeck heißt, im Volke nur das Schwalbennest genannt, die gehörten alle einem Rittergeschlecht, das auch das Städtlein beherrschte und den Namen Landschaden lange nicht zum Lobe führte. Einer des Geschlechts, Bligger der Landschade, trotzte selbst in seiner unzugänglichen Feste dem Kaiser Rudolf von Habsburg. Besser war sein Sohn, doch nicht minder tapfer wie der Vater. Er zog, des Vaters Untaten zu sühnen, in den Heiligen Krieg, half dort im fernen Osten Smyrna belagern und erobern, hieb dem Sultan mit eigner Hand den Kopf ab, in dessen Lager er sich verkleidet eingeschlichen, wie Judith dem Holofernes, und brachte das werte Haupt in das Christenlager. Da wandelte der Kaiser des tapfern Ritters Schimpfnamen in einen Ehrennamen um, gab ihm des Heiden gekrönten Kopf in das Wappen und belehnte ihn mit allen Burgen seines Vaters und dem ganzen reichen Erbe. Lange blühte sein Geschlecht fort, und die früher des Landes Schaden gewesen, wurden ihm hernachmals oft zum Segen.

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Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 579.
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