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[607] Wie der kleine und große Mummelsee ist auch der Hutzenbacher See weit berufen wegen der sich in ihm aufhaltenden Seemännlein und Seeweiblein,[607] deren Töchter auch zum Kirchweihtanz nach Hutzenbach gekommen und vom allgemeinen Wasserjungfernlos erreicht worden sind. Das Seemännle in diesem See hatte die hülfreiche Natur der Erdmännle und diente insonderheit einem Bauer, welcher der Frieders-Bauer hieß. Der wollt' es auch gut meinen und ließ ihm ein neues Häs, das ist eine ganze Kleidung, aus Kittel, Weste und Hose bestehend, fertigen, weil des Seemännleins Kleidung gar zu zerfetzt und grasig war und den Moorgeruch an sich hatte. Und da nahm das Männle das Häs, tauchte in den See und soll noch heute wiederkommen. Ebenso ist es auch einem Müller aus Schwarzenberg mit einem Seemännle ergangen.
Drei Stunden von Wildbad liegt der wilde See, nach Baden hinwärts, aus dem kamen die Fräulein ins Wildbad und spannen und sangen. Das ist vorbei mitsamt der guten Zeit, und die Zeit ist hin, wo Bertha spann. Da einmal der Karl Herzog versuchen ließ, den wilden See messen zu lassen, wie tief er sei, wie beim großen Mummelsee auch geschehen, so fand das Senkblei keinen Grund, wie tief es immer fiel, und da geschah dem Herzog Ähnliches wie jenen Vermessenen, die des Arendsees Tiefe ergründen wollten, denn es zuckte von unten an der Schnur, und wie sie das Senkblei aufzogen, hing ein Zettel daran, auf welchem geschrieben stand: Wer misset die Wasser mit der Faust und fasset den Himmel mit der Spanne? – So du mich wirst ergründen, wirst meinen Grund du selber finden. – Da erschrak der Karl Herzog und ließ ab vom Messen und ließ den Kahn zum Strande fahren.
Ohnfern von Schönmünzach liegt noch ein sogenannter wilder See, welcher der Nonnensee genannt wird, man scheut sich ihn zu befahren; in der Mitte soll ein stiller Wirbel sein, der alle Fahrzeuge zur Tiefe zieht. Auch er kann, gleich andern, nicht vertragen, daß man Steine in ihn hineinwirft. Es stand dort ein Nonnenkloster, und erging damit wie mit dem bei Neuenkirchen im Odenwalde und dem Mönchskloster, an dessen Stelle das Heilige Meer zwischen Freren und Ibbenbüren trat. Noch immer hört man in der Tiefe die Klosterglocken läuten, ja man hört Gesang und Töne. Ein Bauer zu Schönmünzach soll noch den großen Schlüssel zur versunkenen Klosterkirche haben. Das gleiche erzählt man sich vom bodenlosen See zwischen Empfingen und Nordstetten. Da zeigt sich vor Gewittern ein schwimmend Seefräulein mit halbem Leibe. Aber andere sagen, dort habe nicht ein Kloster, sondern ein Wirtshaus gestanden, da sei es hergegangen wie dort beim Tanzteich zu Sachswerfen, es wird auch noch der Tanzplatz gezeigt, wo unter einer alten Linde die Sonntagstänzer unter der Kirche tanzten.
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Deutsches Sagenbuch
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